Nahrung und Ernährung - 3

Deshalb sollten wir es uns angelegen sein lassen, täglich von Zeit zu Zeit für einige Minuten rhythmische Atemzüge zu nehmen. Setzen wir dann methodische und melodische Atemzüge hinzu, dann erwacht die Eingebung oder Intuition im Gehirn und bestimmt mit Hilfe der Abwägung, der Vernunft und des Gesinnes in der Zirbel sogar die richtige Diät, die unseren besonderen Verhältnissen am förderlichsten ist. Dadurch werden wir immer sicherer in der Auswahl unserer Speisen und erkennen schließlich, daß jeder Mensch die ihm zukommende Ernährungsweise vermittels der Eingebung oder Intuition genau so sicher bestimmt, wie es das Tier vermittels des Instinktes tut.

Wir denken dann auch von selbst daran, daß es einen Wechsel der Tages- und Jahreszeiten gibt und daß deshalb auch unsere Nahrungsbedürfnisse einem Wechsel unterliegen müssen. Sorgen wir für solchen Wechsel, dann widmen wir uns mit Lust und Liebe unseren Alltagspflichten, sind immer in glücklicher Stimmung und erkennen, wie der Heiland sagte: "Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht."

Wir erlauben uns also nie, weder unseren Gedankengang noch unsere Ernährungsweise auf eine bestimmte Schablone festzulegen, sondern richten uns stets nach dem Gebot des eigenen Gewissens. Deshalb können wir doch alle wissenschaftlichen Erfahrungen und Forschungsergebnisse berücksichtigen nach dem Grundsatze: "Prüfet alles und behaltet das Beste!" Sonst könnten wir der Wissenschaft gegenüber so urteilslos werden, wie es die Menschheit bisher in Glaubenssachen gegenüber Dogmen und Theorien gewesen ist.

Nun begreifen wir auch, warum der Mensch gegenwärtig trotz aller Fortschritte des Zeitalters hinsichtlich seiner Ernährungsweise so rückständig ist, daß ihm ein kleines Insekt in der Sicherheit, die ihm zukommende und zusagende Nahrung zu finden, weit überlegen ist. Sein unentwickelter Eingebungssinn gibt Suggestionen und Selbstsuggestionen den Weg frei, so daß er seiner Eßlust die Zügel schießen läßt. Das ist aber nicht erst seit heute und gestern der Fall, sondern schon die Jahrtausende hindurch seit der grauen Vorzeit unserer Väter. Das Sinnlose oder Unsinnige ist anstatt des Sinnvollen von Geschlecht zu Geschlecht getan worden, so daß schließlich der im Protoplasma verankerte Gedanke der Selbsterhaltung völlig materialistisch und der wahre Zweck der Ernährung aus den Augen verloren wurde.

Selbst alle die Beschwerden und Leiden, die wir infolgedessen als eine ganze Menschheit zu erdulden hatten, haben uns keinen anderen Nutzen gebracht, als daß wir beständig nach Mitteln und Wegen suchten, um uns wenigstens zeitweise Erleichterungen zu verschaffen. Aber die Folgen der Unwissenheit und Zügellosigkeit, die das Wohl der einzelnen beeinträchtigen, verbreiten sich schließlich über ein ganzes Volk, ja, über die ganze menschliche Gesellschaft, so daß am Zustand der Regierung eines Volkes der krankhafte Zustand des einzelnen festgestellt werden kann und umgekehrt.

Beim einzelnen entsteht Krankheit durch die Wahl unrichtiger Nahrung. Bei einer kranken Regierung liegt die Ursache aller Übel in der Auswahl der unrichtigen Mitarbeiter. Ebenso wie gute, bekömmliche Nahrung einen gesunden Körper erzeugt, ebenso ist das Gedeihen eines ganzen Volkes sichergestellt, wenn die Regierungsmitglieder die beste Auslese der Gesellschaft sind. Erläßt eine Regierung Gesetze, die einander widersprechen oder gewisse Glieder des Volkes zu Gunsten anderer benachteiligen, so führt das zu Komplikationen in der Nationalkrankheit und beweist, daß die Regierung der Auflösung entgegengeht. Ist aber eine Regierung krank und die Mehrzahl der Wähler krank, dann muß die gesunde Minderheit leiden.