Vorbeugung

4. Kapitel aus Gesundheitswinke

Wir sollten so leben, daß uns überhaupt keine Krankheit werden kann. Dann lösen wir das Lebensrätsel für den Alltag. Wenn wir unserm eigenen Gedanken freien Lauf lassen, anstatt beständig Einflüssen von außen nachzugeben, gelingt uns das auch, weil wir von selbst darauf kommen, mit welchen einfachen Vorbeugungsmitteln oder Vorbeugungsmaßnahmen sich das Ziel erreichen läßt. Auf dem Gebiete der Gesundheit liegt die Kunst nicht im Heilen, sondern im Vorbeugen. Wir sollten allem vorbeugen lernen und das beginnt mit den kleinen Dingen des Alltags.

Ist es zu kalt, dann heizen wir, um die Pairikas, wie die hl. Ainyahita sagt, zu vertreiben. Wenn es kalt und feucht ist, entwickeln sich leicht Fremdorganismen im Körper, die sogleich ihr Unwesen treiben. Ein wenig Feuer und Wärme verhütet das.

Ist es zu warm, macht man ein wenig Durch- und Gegenzug, stellt, wenn nötig, noch einen elektrischen Fächer auf, der die Luft verteilt, und siehe, man fühlt sich sogleich wohler.

Wenn wir völlig gesund bleiben wollen, sollten wir danach trachten, in einer gleichmäßigen Temperatur zwischen 20°C und 26°C oder 67°F und 76°F zu leben. In einer solchen Atmosphäre kann sich kein Krankheitsbazillus entwickeln; wir sind immer beweglich und alles vollzieht sich nach unsern Wünschen. Es mag heute noch schwierig sein, das zu verwirklichen. Aber es wird nicht mehr lange dauern, dann stellt sich der Erfinder- und Entdecker-Geist in den Dienst der Vorbeugung, so daß sich jeder vermittels der freien Energie jeden beliebigen Wärmegrad irgendwo herstellen kann. Das wird uns dann so selbstverständlich sein wie heute der Gebrauch des Telefons.

Ist zuviel Staub im Zimmer, dann nimmt man ihn mit einem kalten, feuchten Tuch auf, wirbelt ihn aber nicht mit einem Federwisch auf. Reine staubfreie Luft riecht angenehm und man empfindet sie sogleich angenehm.

Enthält das Wasser in meiner Gegend zu viel Kalk, dann kocht man es ab, läßt es erkalten und seiht es noch durch 2 oder 3 Tücher. Dann kann man es für Trink- oder Kochzwecke unbedenklich verwenden.

Versteht man die varietarische Mazdaznan-Kochkunst noch nicht richtig, dann hält man sich soviel wie möglich an Rohkost und trinkt etwas Warmes dazu. Allmählich lernt man die richtige Zubereitung und Zusammenstellung von Gerichten.

Die Speisen sollen uns Vitamine oder Potenzen vermitteln. Vitamine sind aber nicht im Brot, im Spinat, in den Kartoffeln, sondern entstehen erst im Körper, wenn die Speisen naturgemäß zubereitet und zusammengestellt waren, so daß sie einander entsprechenden Substanzen ausgleichende Verbindungen eingehen konnten. Daraus entwickeln sich dann Vitamine, Potenzen oder Lebenskräfte. Fehlt es an verwandtschaftlichen Beziehungen der Speisen, dann sind wir .selbst nach einer reichen Mahlzeit unbefriedigt, weil die Speisen zu Ballast werden und Beschwerden verursachen. Halten wir uns an die Regeln der Mazdaznan-Ernährungskunde, beugen wir dem vor und schaffen allmählich immer bessere Verhältnisse im Körper, so daß wir leistungsfähiger auf allen Gebieten werden.

Auch Abwechslung ist ein Vorbeugungsmittel. Nach Geschäftsschluß sollte man sich alles Geschäftliche aus dem Kopfe schlagen und etwas anderes tun. Man kann tagsüber einem sehr nüchternen Berufe nachgehen und abends Theater spielen; am nächsten Morgen ist man wieder ganz bei seiner Arbeit. Wer den ganzen Tag von seinem Studium in Anspruch genommen war, sollte nicht noch bis in die Nacht weiterstudieren. Deshalb schicken wir junge Leute des Abends in die Tanzschule, damit sie eine Abwechslung zu ihren Tagesstudien haben. Wir selbst geben nichts um Tanz und machen uns einfach mit unseren Übungen Abwechslung.

Die Natur gibt uns mit ihren Monaten und Jahreszeiten ein anschauliches Beispiel für den Wert und die Bedeutung der Abwechslung. Wenn wir uns diesem Rhythmus einfügen, gehen wir aus jedem Monat, jeder Jahreszeit und jedem Jahre gesünder und kräftiger hervor. Jeder Kranke kann sich jederzeit in diesen Rhythmus einfügen, dadurch Schlimmerem vorbeugen und sich schließlich wieder gesund machen. Der Frühling ist die Zeit der Reinigungs- und Fastenkuren. Im Sommer läuft man barfuß im Staube, um der Gicht und Wassersucht vorzubeugen und wälzt sich im heißen Sand und im Lehm, um Hals- und Lungenkrankheiten loszuwerden, im Herbst bieten sich die ausscheidenden Obstfrüchte an und im Winter können wir die nötigen Ausgleichungen mit einfachen Mitteln schaffen. Die wirksamsten Vorbeugungspotenzen, die uns die Natur dazu anbietet, sind der Zimt, dann die Nelke, dann der Mohn. Zimttee sollten wir sogar jeden Monat wenigstens ein- oder zweimal trinken, um allen Unannehmlichkeiten vorzubeugen.

Alle Vorbeugungsmittel sind zugleich Ausscheidungsmittel, räumen also zugleich schon vorhandene oder im Entstehen begriffene Krankheiten aus. Nur muß man sie hierfür so lange anwenden, bis sich alles Krankhafte verloren hat. Man muß dann beharrlich sein und die einfachen Mittel täglich anwenden. Manchmal merkt man nach Wochen und Monaten noch keine Besserung, bis schließlich eines Tages alles in einem Augenblick geschehen zu sein scheint. So muß man z.B. gegen alle Geschwülste dasselbe Mittel immer wieder gebrauchen, bis es anschlägt.

Schon um unserer Gesundheit willen sollten wir die Lebenswissenschaft sozusagen in den Fingerspitzen haben und die Wissenschaft der Unendlichkeit hinzusetzen, damit wir in jeder Beziehung wissen, wie wir allem vorbeugen können.