Wir müssen lernen, nur das Gute, Edle in unserem Gedächtnis zu bewahren, und alles, was nicht mit uns harmoniert, zu vergessen, zu übersehen. Es nützt uns nichts, an Dinge, die uns niederdrücken, zu denken und sich mit ihnen zu beschäftigen. Nur das, was uns erhebt und begeistert, soll der Gegenstand unseres Denkens sein. Deshalb sollen wir nicht über Krankheit reden, noch daran denken, wenn wir gesund werden wollen.
Was ist aber unser Tagesgespräch zu Hause und auf der Straße? Unsere Krankheiten und Sorgen! Wir brauchen kein Mitleid und sollen es nie beanspruchen; niemand braucht unseren Zustand zu kennen. Mitleid heilt keine Krankheiten, auch zahlt es keine Rechnungen. Behalte deinen Kummer für dich selbst. Denke, erwäge und sei still und höre! Dann wird sich unfehlbar ein Weg finden, der dich von deinem Kummer befreit.
Bist du krank, so sei ruhig, und aus dem Reiche deines Bewusstseins, aus der Unendlichkeit deines eigenen Wesens wird dir der richtige Weg gewiesen werden. Höre immer auf deine eigene Stimme, merke auf das, was dir geoffenbart wird, und führe es aus, gleichviel, ob der Weg weit oder kurz ist. Dann wirst du siegreich sein. Stehen wir auf eigenen Füßen, geistig und körperlich, so mögen Lehren und Glaubensbekenntnisse kommen und gehen, wir lassen uns nicht mehr beeinflussen, weil wir originell, ursprünglich und selbstständig geworden sind und gelernt haben, uns um uns selbst zu kümmern. Originell, ursprünglich ist nur, wer auf die innere Stimme hört und ihr gehorcht.
Sich um seine eigene Sache zu kümmern, scheint das Schwierigste in dieser Welt zu sein. Wir wissen alles, was den Nachbarn angeht, aber nichts von dem, was uns angeht. Was uns allen Not tut, ist, heim, zu uns selbst, zu kommen: aus der Vergänglichkeit zur Unvergänglichkeit unseres eigenen Wesens. Dann werden uns die Dinge der Welt nicht mehr anfechten. Wir können hervorbringen und schaffen, was wir wollen. Aber wir müssen lernen, wie. Ein Musikinstrument muss gestimmt sein, bevor man ihm harmonische Töne entlocken kann. In der Malerei muss man den Gebrauch von Pinsel und Farben verstehen um sich ausdrücken zu können. Wollen wir nun diesen Körper in Stimmung und Ordnung halten, so müssen wir verstehen, von allen seinen Sinnen Gebrauch zu machen. Wir müssen unsere Selbstständigkeit wahren, niemals unsere Individualität, Ursprünglichkeit aufgeben, niemals etwas gegen unseren Willen und unser Gewissen erzwingen. Alles, was von außen kommt, müssen wir bezweifeln. Nehmen wir diesen Standpunkt ein, so bleibt uns immer noch die Freiheit, die Sache zu untersuchen und zu ergründen. Wir dürfen nie etwas als Wahrheit annehmen, bis wir es uns selbst bewiesen haben. Jedermann kann diese Prinzipien unterschreiben.
Mazdaznan ist offen und frei für jedermann. Jeder denkende Mensch wird Interesse daran finden und über alle Erwartungen befriedigt sein. Mazdaznan hat die wunderbarste Botschaft für die Menschheit. Es ist eine Botschaft der Freiheit, eine Botschaft allgemeiner Amnestie, eine Botschaft der Befreiung von Krankheit, Sünde und Sorgen. Alles umsonst!
Alle müssen lernen ökonomisch zu sein. Man vergeudet Mittel und Energie; daher ist man von Armut umgeben.
Ebenso sicher, wie sich die vier Jahreszeiten folgen, finden regelmäßige Wechsel im Leben statt: Wohlfahrt, Verschwendung, Krieg und Frieden. Wir leben heute in einem Zeitalter der größten Verschwendung. Daher leiden wir unter Bedrückung und Armut, die immer Hand in Hand mit der Verschwendung gehen. Was folgt? Revolution — Krieg! Es hilft auf Dauer nichts, den Armen zu speisen. Nein, er muss die Möglichkeit bekommen seinen Lebensunterhalt selbst erwerben zu können. Das lehrt die Geschichte. Die Geschichte der Nationen sowie des individuellen Lebens wiederholt sich fortwährend. Sind die Kriege vorüber, so ist das Privateigentum großenteils zerstört, und man wird gezwungen, zu einem primitiven Zustande zurückzukehren, um sein Leben zu fristen. Lasst uns daher die Ökonomie unseres eigenen Lebens lernen, lasst uns beizeiten lernen, mit wenig auszukommen, um solchem Elend zu entgehen. Warum nicht gesunden Menschenverstand gebrauchen? Besitzen wir genug und geht es uns gut, so glauben wir, nicht sparen zu müssen in Erwartung noch besserer Tage. Aber man merke wohl: die politischen und geschäftlichen Krisen wiederholen sich immer wieder.
Stattdessen: Wenn wir die Gesetze der Lebensökonomie gelernt haben, dann verliert auch eine schlimmere Krise viel von ihrem Schrecken.
Wir brauchen bei weitem nicht so viel, wie wir vermuten. Lasst uns doch unsere Lebensenergien so gebrauchen, dass wir dauernden Nutzen davon haben, anstatt sie an überflüssige Nahrung und Arbeit zu vergeuden. Die Ökonomie des Körpers müssen wir kennen und ausüben. Nur dann behalten wir Gesundheit und geistige Kraft; nur dann sind wir fähig, unseren Lebensplan richtig zu gestalten und auszuführen.
Alle diese Fragen über Individualität und Sammlung der Kräfte werden von Mazdaznan ausführlich beantwortet. Unsere Lehre ist aufgebaut auf dem Ursprung aller Intelligenzen: dem Atom des Unendlichen, der Einheit aller Dinge, auf der alle Schöpfung und Entwicklung beruht. Das ist Lebensökonomie, das ist Religion, die Religion des Ewigen, die das Vergängliche und das Unendliche in Verbindung und Harmonie bringt, eine Religion, welche Individualität, Ursprünglichkeit schafft und Liebe zum Leben gibt, einem wiedergeborenen, unbefleckten, reinen Leben. Durch praktische Verwertung dieses Atoms lernen wir unsere Kollektivintelligenzen kennen. Wir sind ebenso vergängliche wie unvergängliche Wesen, folglich müssen wir uns in- und auswendig kennen. Durch Selbstkenntnis lernen wir die Stellung und Rechte anderer kennen und achten. Unser Ziel ist, die Wirklichkeit dieses Lebens zu begreifen, die Natur und diesen Körper so zu beherrschen, dass wir von Krankheiten, Sorgen und Unfällen befreit bleiben und unser Leben verlängern.
Erst wenn wir frei sind, wissen wir, was Leben ist und können es genießen. Wir sprechen nicht vom Tode. Wir sind nicht hierher gekommen, zu sterben, sondern zu leben. Wie können wir vom Tode reden, wenn wir hier sind, um zu leben und leben zu lassen?
Man spricht so viel vom Sterben. Wenn diese Existenz nur dazu da ist, jeden Tag bereit zum Sterben zu sein, weshalb sind wir dann überhaupt hierher gekommen? Wir glauben nicht an den Tod; da ist nichts zu holen. Aber im Leben liegt ein großer Wert, den wir finden und voll ausnützen müssen. Die meisten Konfessionen konzentrieren ihre Betrachtungen auf den Tod, den sie in zwei Klassen einteilen: Himmel und Hölle. Nun, das ist nicht sehr erfreulich, wissen wir doch nicht, an welchem von beiden Orten wir landen werden.
Sind wir unglücklich, so hat das seinen Grund darin, dass wir die Suggestionen und Ansichten anderer angenommen haben und sie auszuführen bestrebt sind. Es hat keinen Zweck, sich unglücklich zu machen. Die Wahrheit ist nicht in den Suggestionen anderer zu finden. Wir halten nichts von Mesmerismus, Hypnotismus, noch irgendeiner Heilkunst, die sich auf Suggestionen gründet. Wir sollen nicht lernen, zu hypnotisieren, sondern uns zu enthypnotisieren von der Knechtschaft der Suggestion, die uns gebunden hält.
Freiheit wird nur erreicht durch Gehorsam gegen die eigene, innere Stimme, durch Individualität.
Es ist nicht wahr, dass wir Sünder sind und durch viele bittere Erfahrungen gehen müssen. Wir lernen sehr wenig durch Erfahrung, sondern unendlich viel mehr durch scharfe Beobachtung und folglich durch Schärfung der Sinne. Seit Menschengedenken wurden das Heil, die Erlösung und das goldene Zeitalter gepredigt, und doch sind wir heute ebenso krank und sündhaft wie zu allen Zeiten, und das goldene Zeitalter ist ferner als je. Die einzige Wahrheit ist, dass Gott lebt und ich auch („Ich lebe und Ihr sollt auch leben"). Lebe ich heute, so muss ich auch früher gelebt haben, und weil ich lebe, werde ich ewig leben. Es ist nicht denkbar, dass das wirkliche Leben, der Geist, einen Anfang oder ein Ende hat.
Wir haben kein Recht, die Umstände und Umgebung zu beschuldigen, sind sie doch das Resultat unserer Gegenwart und aller derer, mit denen wir intellektuell und sozial verwandt sind. Können wir die Umstände und Umgebung zu unserem Besten wenden und beherrschen, so haben wir nichts auszusetzen. Wir genießen nur das, was wir beherrschen.
Zeit, Raum und Leben sind endlos. Wir sind ewig. Wir brauchen uns nicht um die Zukunft zu kümmern, wenn wir die Aufgaben der Gegenwart erfüllen. Sollte für uns die Zeit kommen, in anderen Reichen zu leben, so müssen wir auch dort lernen, uns den Umständen und Bedingungen anzupassen, so wie wir es hier tun müssen. Haben wir jetzt genug Verstand, uns um die Gegenwart zu kümmern, so werden wir auch genug Verstand haben, es im zukünftigen Leben zu tun. Wir sind nun einmal hier auf dieser Erde und haben das Beste aus diesem Leben zu ziehen. Lieben wir es nicht, so können wir ja gehen. Kennen Sie einen besseren Ort, so gehen Sie hin! Wenn nicht, dann machen Sie diese Welt nicht schlecht! Lasst uns doch das Leben gegenseitig angenehm machen, anstatt einander mit Elend zu überschütten! Wenn Sie einen Ort wissen, wo Sie seidene Kleider und Kronen mit Diamanten tragen können, warum gehen Sie nicht gleich hin? Wenn wir unsere Lage auf dieser Erde verbessern können, indem wir in andere Städte oder Länder ziehen, sollen wir es sofort tun, aber was jenen Ort, den Himmel, anbetrifft, so wissen wir nichts. Wir haben nur aus Erzählungen darüber gehört. Es ist nur Hörensagen, und Hörensagen gilt nicht, nicht einmal vor Gericht. Dann gilt Hörensagen sicherlich noch viel weniger vor einem Gericht höherer Ordnung. Lassen wir dieses Gerede von einem zukünftigen Leben fallen und beginnen mit Ernst, unser gegenwärtiges Leben nach unserem höchsten Ideal zu formen. Lasst uns vor allem uns selbst lieben, dann erst werden wir auch unseren Nächsten lieben können.
Jesus sagte: „Niemand kommt vom Vater, es sei denn, er werde wie ich." — Jesus hat es nicht auf sich genommen, Sie zu erlösen. Sagte er doch: „Folgt in meinen Fußtapfen." Und „Größeres als ich sollt ihr tun.“ Das ist alles, was er tun konnte. Heilte er Kranke, so gab er Gott die Ehre, nicht sich selbst. Er gab sich nicht für einen Erlöser anderer aus. Er wollte nur das Gesetz erfüllen, indem er es in seinem eigenen Leben anwandte. Er kam nicht, zu zerstören. Wozu nützt Zerstörung? Was erreichen wir durch Reform? Reform ist Zerstörung. Wir reformieren nicht. Lass das Alte vergehen, denn siehe, durch Gottes Atem (Atem = Geist, Pneuma, Ruach) sollen alle Dinge neu geschaffen werden, durch den Atem, der der Ursprung aller Dinge ist und der uns die Kraft gibt ein neues Leben beginnen können.