Jetzt sammeln sich die magnetischen Kräfte des Weltalls im entferntesten Punkte der Räumlichkeit und erreichen ihren Höhepunkt gerade zu der Zeit, wenn wir die kürzesten Tage und die längsten Nächte haben. Auf jeden Höhepunkt folgt eine Zeit neuer Erwartungen und Hoffnungen für neue Verwirklichungen, die den Vorbereitungen für den Höhepunkt entsprechen.
Deshalb ist der Dezember zu allen Zeiten und in allen Gegenden der Erde der Monat neuer Vorbereitungen gewesen, nachdem die nervenanspannenden elektrischen Kräfte der Hochsommerzeit im Herbste ausgeklungen und zur Ruhe gekommen waren. Er leitet den Winter ein, der uns Gelegenheit bieten soll, die erschöpften Kräfte wieder herzustellen für neue und größere Leistungen.
Daher bringt er die Adventszeit und die Zeit der Wiederkehr des Lichtes, der Sonne, als des Sinnbildes des sich erweiternden Lebens oder des Erneuerungs- oder Chrystos-Prinzipes, das seinen Plan gemäß der Zahl der Vollkommenheit in den 12 heiligen Tagen und Nächten vom 25. Dezember bis 6. Januar festlegt und offenbart.
Seit uralten Zeiten feiert der Mensch den 25. Dezember als die Ankunft seines Erlösers oder den Anfang einer neuen Zeit seines Aufstiegs, seiner Wiedergeburt oder Erneuerung. Wozu er während der 12 heiligen Tage und Nächte den Grund legt, das wächst zu einem alle Erwartungen übertreffenden Erfolge aus, weil es sich im Einklang mit dem Wirken des göttlichen Chrystos-Prinzipes entwickelt.
Jeder Einzelne hat es demnach in der Hand, sich den Grundstein zu einem erfolgreichen Jahre zu legen. Deshalb sollen die den 12 heiligen Tagen und Nächten vorangehenden und nachfolgenden je 19 Tage vom 6. bis 24. Dezember und vom 6. bis 24. Januar der inneren Ruhe und Sammlung gewidmet sein. Wir sollen uns selbst Rechenschaft ablegen, ob wir durch alle Jahreszeiten hindurch im Einklang mit den Gesetzen der Natur gelebt und gewirkt haben, damit wir nunmehr im neuen Jahre vermittels erweiterten Denkens unsere Pläne entwerfen, wie wir durch größere Wirksamkeit noch größere Erfolge erzielen können.
So bringt der Dezember dem denkenden Menschen, der sich seiner Stellung und Aufgabe bewusst ist, frohe Tage der Erwartung und Hoffnung, der Freude und Glückseligkeit, wahre Festtage des Geistes, die uns der Verbundenheit mit der göttlichen Allmacht vergewissern und uns für unsere neuen Aufgaben geradezu begeistern sollen.
Seit unvordenklichen Zeiten ist der Trieb in dem Menschen rege, sich diese Begeisterung gegenseitig bewusst zu machen und sich darin zu bestärken, indem sie am Christabend gemeinsam das Vergangene abschließen und gemeinsam das neue Blatt im Lebensbuche beginnen. So versammelten sich die Zarathustrier regelmäßig am 24. Dezember abends zu einer feierlichen Gahanbar, die ihr größtes Familienfest bildete, weil dabei der Grundstein für das ganze kommende Jahr gelegt wurde. Die Feiern in diesen Tagen dauerten immer vierzehn Tage und am 15. Tage wurde dem Volke der von der Gahanbar-Gemeinschaft gemachte Plan offenbart, für dessen Erfüllung sich jeder Einzelne verantwortlich fühlte.
Jede Weihnachtszeit soll jedem Einzelnen immer mehr bewusst machen, dass alle Verantwortung auf ihm selbst ruht. Jeder Einzelne muss sich selbst frei machen von allen Begrenzungen, wenn er den Weg der Freiheit betreten und sich nach den ihm zuteil gewordenen Gaben und Talenten entwickeln will. Unsere Gaben und Talente sollen wir gebrauchen, um alles von der Natur Geschaffene zu unserer Weiterförderung zu nutzen.
So wir uns aber den Naturgesetzen nicht fügen und uns nicht aus den Elementen alles schaffen wollen, was uns erhält und entwickelt, dann vergessen wir das eigentliche Ziel des Lebens, verfallen in die Dunkelheit, in verdunkelnde, unklare Ideen, die uns schließlich gefangen nehmen und uns zu ihren Sklaven machen. Wir müssen aber heraus aus der ägyptischen Finsternis, aus den pharaonischen Ideen, müssen frei werden, selbst wenn wir für eine Zeit in die Wüste müssen. Jedenfalls ist es besser, in der Wüste zu sein, als Sklaven zu bleiben. Nur in der Freiheit können wir uns des Lebens und alles dessen erfreuen, was in ihm enthalten ist.
Also machen wir uns von nun an zu jeder Weihnachtszeit unsern Plan, nach dem wir Monat für Monat auf dem Wege der Vervollkommnung einen Schritt weiterschreiten wollen.
Foto: Adobe Stock @ es0lex