von Dr.O.Z.A.Hanish

aus Offenbarungen 1934

Mit Fastnacht beginnt die Fastenzeit. Aber die Fastnachtsfeier ist fast das einzige, was den Abendländer noch daran erinnert. Manche Kreise halten auf Empfehlung ihres Rituals auch noch gewisse Speiseregeln ein, vermeiden z.B. gesäuertes Brot, in Anerkennung der Natur, die offensichtlich auf einen durchgreifenden Diätwechsel zielt.

Aber der Diätwechsel allein genügt nicht, um des vollen Segens der Fastenzeit teilhaftig zu werden. In alten Zeiten war man sich dessen wohl bewußt und verband deshalb den Diätwechsel mit religiösen Übungen, die im Grunde wissenschaftlich erprobte Atemübungen darstellten. Hieran muß der Abendländer wieder erinnert und zu bewußter Atempflege während der Fastenzeit angehalten werden.

Alles, was rein wissenschaftlich dargestellt oder dargeboten wird, ist nüchtern, kühl, nicht einladend, nicht anziehend und laßt den Durchschnittsmenschen gleichgültig. Deshalb kleideten unsere Vorfahren die Atemübungen in die Form von Gebeten und Gesängen mit Rhythmus und mit Steigen und Fallen des Tones, was Leben, Bewegung, Wärme und Begeisterung in die Übung brachte, so daß jeder die gute Wirkung spürte und sich den Übungen mit Leib und Seele ergab, und zwar nicht nur zur Fastenzeit, sondern zu jeder Zeit, so daß die Übungen zur Gewohnheit wurden, wenn auch zur Fastenzeit den Atem- und Gebetsübungen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Der Abendländer hat das nachzuholen und sich der bewußten Atempflege zuzuwenden. Mancher hat es sich zwar schon bewiesen, daß er sich wiederherstellte, wenn er in Krankheits- oder Leidensnot auf die Knie fiel und seine Gebete inbrünstig sprach oder seine Ausatmungsübungen mit voller Konzentration des Gedankens machte, die ihn von den angehäuften Stoffwechselprodukten entlasteten und die erlahmten Kräfte neubelebten, so daß er wieder gesund wurde. Er hat aber nicht den Schluß daraus gezogen, daß er seine Gebete und Gebetsübungen nur regelmäßig durchführen müsse, um sich dauernd wohl zu erhalten, woran sich erst der Fortschritt anschließen kann.

Als Menschen müssen wir Atemübungen machen oder bewußte Atempflege treiben. Die Tiere haben das nicht nötig, weil ihr Dasein auf einem angeborenen Atemrhythmus beruht, den sie zeitlebens beibehalten, und sie keine andere Aufgabe haben, als eine einzige Eigenschaft der Schöpfungsmacht darzustellen. Aber der Mensch vereinigt in sich die Eigenschaften aller ihm vorangegangenen Schöpfungsformen und soll neue und höhere Eigenschaften daraus entwickeln. Daher müssen wir als Menschen den Atem bewußt pflegen und ihn rhythmisch üben, wenn wir von allen unseren Fähigkeiten, Gaben und Talenten Gebrauch machen und überdies neue Fähigkeiten entwickeln wollen.

Hieran soll uns die Fastenzeit immer wieder von neuem erinnern, weil uns die Natur in jedem Frühjahr eine Gelegenheit zu einem neuen Fortschritt anbietet. Wer sich in der Fastenzeit der bewußten Atempflege ergibt, findet sich auch im Diätwechsel der Fastenzeit leicht zurecht, begreift die Notwendigkeit des Wechsels und unterzieht sich ihm entspannt, gelassen und ergeben in der Gewißheit, daß es sein Vorteil ist.

Als Brot verwenden wir während der Fastenzeit Teiggötter, die wir in der Bratpfanne oder im Backofen backen, und zwar aus Mehl und Wasser ohne Salz. Lassen wir in der Fastenzeit das Salz ganz beiseite, dann kann die Natur die Ordnung, besonders im System des Blutkreislaufs, wieder herstellen.

Rezept - Teiggötter:

Weizen-Vollmehl wird mit kaltem Wasser zu einem dickflüssigen Teig angerührt, den wir in die leicht eingeölte Bratpfanne, etwa so dick wie einen kleinen Finger, gießen, zugedeckt auf schwaches Feuer stellen, nach 10 Minuten umdrehen und auf der anderen Seite noch weitere 15 Minuten backen lassen. Die Feuchtigkeit, die sich am Deckel niederschlägt, wischt man hin und wieder ab. Je langsamer man bäckt, um so besser und süßer schmecken die Teiggötter.

Die Teiggötter werden zu jeder Mahlzeit frisch gebacken und immer heiß gegessen. Sobald sie fertig sind, schneiden wir sie auf und streuen 1 bis 3 Salzfaßlöffelchen Holzasche dazwischen. Sie werden uns immer gut bekommen, auch wenn wir sie regelmäßig genießen, obwohl sie schwer aussehen. Sie machen keine Verdauungsbeschwerden, belasten den Magen nicht und bekommen uns sogar gut, wenn wir uns nicht recht wohl fühlen.

Vielfach hört man, warmes Brot sei ungesund. Ja, warmes Hefebrot ist ungesund. Mit Backsoda und Backpulver verhält es sich ähnlich; sie stören die Magentätigkeit, so daß sich alles weitere, was der Magen aufnimmt, verhärtet. Doch in den Teiggöttern sind keine Hefekeime und auch sonst nichts, was schaden könnte. Im Gegenteil, sie entwickeln eine Potenz, die auf die Galle wirkt, also die Leber anregt. Natürlich darf man sich auch mit Teiggöttern nicht überfüttern.

Um die Fehler und Irrtümer der Winterdiät auszugleichen und mit Beginn des Frühlings wohlauf zu sein, halten wir uns in der Fastenzeit an bittere Kräuter, Wurzeln, Blätter, Blüten, Rinden und gewisse Gewürze. Daraus bereiten wir uns Tee und trinken davon morgens und abends eine kleine Menge. Je drei Tage nehmen wir denselben Tee. Morgens legen wir das Teepulver trocken auf die Zunge, speicheln es ein und schlucken es und trinken danach 1/2 Tasse heißes Wasser oder soviel, bis sich der Geschmack verloren hat.

Wer streng fastet, also sich der Nahrung für kürzere oder längere Zeit vollständig enthält, sollte nicht versäumen, Kräuter zu nehmen, besonders wenn er während des Fastens seiner täglichen Arbeit nachgeht; die Kräuter sorgen für guten Blutumlauf. Am Abend eines jeden Fastentages nimmt man ein heißes Bad und am Morgen reibt man sich rasch mit einem kalten, nassen Tuch ab, während man bis zu den Knöcheln in kaltem Wasser steht. Dann reibt man mit einem rauhen Tuch und schließlich mit den Händen nach, bis die Haut samtweich ist. Die ganze Abreibung soll nur 3 Minuten in Anspruch nehmen.

Anstelle von Kräutern kann man an einem Fasttag auch Holzasche nehmen oder auch Holzkohle, besonders wenn die Haut nicht so klar und jugendlich ist, wie wir es wünschen. Man nimmt dann zweimal am Tage je 1/2 Teelöffel Holzasche. An den übrigen Tagen, an denen man nicht fastet, nimmt man 1/2 Teelöffel nach jeder Mahlzeit. Führt man das fünf Wochen lang durch, dann stellt sich ein Gefühl der Reinheit ein, das sich durch den ganzen Körper bemerkbar macht, sogar im Munde.

Die Fastenzeit ist auch die Zeit der gedörrten Obstfrüchte, besonders von Pflaumen, Aprikosen und Pfirsichen. Man legt sie, wie sie sind, in den Mund und läßt sie sich im Speichel auflösen, ohne sie zu kauen.

Hülsenfrüchte und Pilze sind keine Nahrungsmittel im engeren Sinne, sind aber als Reinigungs- und Vorbeugemittel wertvoll für den Körper. Man muß sie aber richtig zubereiten, also wissen, wie man sie dämpft, bäckt oder brät, damit sie ihren Zweck erfüllen.

Wir dürfen heute nicht mehr so kochen wie zu Großmutters Zeiten. Denn jedes Zeitalter hat seine besondere Art der Auswahl, Zubereitung und Zusammenstellung der Speisen, entsprechend dem Entwicklungsgrade der Menschen. Jedes neue Zeitalter bedeutet einen Fortschritt gegenüber dem früheren. Dem müssen auch die Ernährungsweise und die Kochkunst Rechnung tragen.