Den alten Völkern war der Zusammenhang zwischen Leib und Seele, Körper und Geist noch eine klare Realität, wie etwa aus den Veden und den vielen Schriften der Bibel hervorgeht. Wir Menschen der Gegenwart müssen uns diese verlorengegangene Tatsache erst wieder schrittweise zurückerobern, praktisch wie theoretisch. Die Drüsenkunde ist uns auf diesem Wege eine wertvolle, ja unentbehrliche Hilfe. Sie ermöglicht es, uns selbst besser kennen zu lernen, zu erkennen, warum wir so sind, wie wir sind, damit uns zugleich zu einer besseren Menschenkenntnis und zu einem größeren Weltverständnis verhelfend.

Unser gesamtes Drüsenwesen, und es ist damit besonders das innersekretorische Drüsensystem gemeint, könnte und sollte in Wirklichkeit mehr und anderes leisten; in den Drüsen ist mehr verborgen als das, was sie von Natur aus bereits hergeben und ermöglichen. Wenn wir erst einmal zur wirklichen Selbstkenntnis und Selbsterkenntnis durchgedrungen sind, ist uns damit auch der Weg freigelegt, der uns zur wahren Gott-Erkenntnis zu führen vermag, die letztlich das Ziel allen menschlichen Strebens ist.

Die Drüsen werden oft auch die "unsichtbaren Räder in uns" genannt. Ein Rad ist etwas, das sich dreht, vorwärts, rückwärts; etwas, das sich bewegt oder bewegt wird; etwas, das stillstehen kann oder, unter gewissen Bedingungen, bewegt werden muss. Alles das deutet auf etwas hin, was wir auch unter dem Begriff "Schicksal" verstehen und zusammenzufassen versuchen. Und es weist gleichzeitig darauf hin, wie weit es dem Menschen möglich ist, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, wie weit er es selbst zu gestalten vermag. Er wird sich seiner Grenzen wie auch seiner Möglich­keiten voll bewusst, lernt sie wirklich sehen und begreifen.

In der indischen Philosophie bedeutet Rad: Chakra. Ein Rad oder Chakra besteht aus Drüse und Nervengeflecht, das jeder Drüse zugeordnet ist. Beide sind voneinander abhängig, aufeinander angewiesen. Beides muss zusammenarbeiten können. Die sieben "Räder" oder Drüsensysteme sind: die Epiphyse mit der Vierhügelplatte, die Hypophyse mit dem Kopfgeflecht, die Schilddrüse mit dem Hals- und Lungengeflecht, die Thymusdrüse mit dem Herzgeflecht, die Solardrüse mit dem Sonnengeflecht, die Nebennieren mit dem Sakralgeflecht und die Keimdrüsen mit dem Sexualgeflecht. – Von jedem einzelnen dieser Nervengeflechte gehen zahlreiche Fasern aus, die sich bis ins Feinste, den Blutgefäßen gleich, verästeln und das Gewebe der einzelnen Drüsen durchdringen. Die verschiedenen Geflechte ziehen zur Wirbelsäule, sie sind durch den Grenzstrang des Sympathikus miteinander verbunden. Sie stehen durch die vorderen und hinteren Wurzeln der einzelnen Ganglienknoten mit der grauen Substanz im Rückenmark bis hinauf ins Gehirn in Verbindung. Es sei hier an ein altes Sinn-Bild erinnert, an das Symbol des Lebensbaumes. Das Rückgrat ist der Stamm des Baumes. Seine Wurzeln sind die Drüsen mit ihren Nervenbahnen und Nervenfasern. Die Krone ist das Gehirn.

In der Lehre nach Dr. Hanish wird von drei großen Gehirngruppen gesprochen, beide Gehirnhälften gleicherweise betreffend: a. die materielle Gruppe, die Basis- und Hinterhauptshirn umfasst, b. die spirituelle Gruppe, die sich über den Schläfen- und Seitenteilen zum Scheitelhirn hinaufzieht, c. die intellektuelle Gruppe, die das Vorder- und Stirnhirn einnimmt.

Schon die äußere Lage der verschiedenen Drüsensysteme, die eine stufenartige Anordnung aufweist, gibt einen gewissen Aufschluss über deren spezifische Aufgaben, welche jedes System seiner Doppelnatur nach zu erfüllen hat. Die Systeme von Hypo­physe, Schild- und Thymusdrüse liegen oberhalb des Zwerchfells, bzw. des Herzens, – Solardrüse, Nebennieren und Keimdrüsen unterhalb desselben. Das Zwerchfell, ausgespannt wie ein Segel oder Zeltdach, verbindet die obere mit der unteren Körperhälfte. Das auf dem Zwerchfell ruhende Herz bildet im Verein mit den beiden Lungenflügeln die Brücke zwischen der Bauchhöhle als dem Bereich des Unbewussten und dem Kopfbereich als dem Sitz des Bewusstseins. Das Keimdrüsensystem als das unterste von allen ist in sich omnipotent. Hier befindet sich die im Indischen als Kundalini bezeichnete Kraft, die im normalen Zustand statische Energie des Körpers, die biologisch oder geistig zu wirken vermag. – Das Epiphysensystem hingegen stellt die Zusammenfassung aller anderen dar und entspricht dem "tausendblättrigen Lotos" der indischen Philosophie. – Folgen wir der Bildersprache der alten Schriften, so erkennen wir in diesen sieben Systemen die "sieben Siegel" in der Apokalypse des Johannes. Betrachten wir nun den Menschen in seiner Ganzheit gleichsam als "ein Buch mit sieben Siegeln", so wird uns klar, dass unsere wahre Selbsterkenntnis nur mit der Lösung dieser sieben Siegel verbunden sein kann. Es ist also eine unserer wichtigsten Aufgaben, dieses "Buch der Natur" in der rechten Weise lesen und gebrauchen zu lernen.

Wie gut oder weniger gut diese Beziehungen zwischen Drüsen und Gehirn sind, hängt einerseits vom Zustand und der Leistungsfähigkeit der einzelnen Drüsen sowie deren Zusammenwirken untereinander ab, andererseits von der Aufnahmefähigkeit und Verfassung des Gehirnes. Wir haben vom Vorhandensein und Ausmaß der in den Drüsen eingelagerten Kräfte und Mächte und von den im Gehirn latent wirksamen Intelligenzen und Fähigkeiten bisher noch wenig klare Vorstellungen; wir haben noch nicht genügend gelernt, um von beiden in der rechten Weise Gebrauch zu machen und sie voll ausschöpfen zu können.

Sowohl das Nervensystem als auch der Blutkreislauf stellen zwei in sich geschlossene, einheitliche Systeme dar. Das Drüsenwesen hingegen ist ganz anders beschaffen. Zwar arbeiten sämtliche Drüsen nach dem gleichen Prinzip, aber jede von ihnen steht zunächst, von Natur aus, vollständig für sich allein und wirkt daher unabhängig von jedem anderen System; sie nehmen ihre Arbeit nacheinander, zu unterschiedlichen Zeiten auf und entwickeln sich bei jedem Menschen in anderer Weise. Jedes Rad beginnt sich gleichsam zunächst in sich und um sich selbst zu drehen, und erst nach und nach, während des fortschreitenden Entwicklungsganges, der das ganze Leben hindurch andauert, setzen zwischen den einzelnen Systemen Versuche ein, sich miteinander zu verknüpfen.

Alle Menschen unterscheiden sich durch Quantität und Qualität ihrer Hormone, deren Bildung ja das Amt der Drüsen ist; es gibt keine zwei gleichen Wesen auf dieser Welt. – Hormone sind Lebensstoffe, deren Bedeutung bis jetzt nur bedingt erkannt worden ist. Es handelt sich bei ihrer Bildung nicht nur um chemische Umsetzungsvorgänge, sie vollzieht sich gleichzeitig unter dem Einfluss und der Einwirkung des gesamten Gedanken- und Gefühlslebens, gleichviel ob der Mensch sich dessen bewusst ist oder nicht. Es sind hochdifferenzierte Stoffe, die für jeden einzelnen Menschen spezifisch sind. Sie enthalten neuartige Elemente individueller Natur, die in und mit den Hormonen an das Blut abgegeben werden, wo sie Wirkungen in zwei Richtungen hin auslösen: chemisch und physikalisch. Ein Teil der Hormone wandelt sich in Stoffe um, die das ganze Organwesen aufrechtzuerhalten haben. Ein anderer Teil erfährt eine Umwandlung in Ätherstoffe, die als äußere Sekretionen bezeichnet werden. Deren Bildung wird bereits in den Drüsen vorbereitet. Ohne diese äußeren Sekretionen könnte sich das menschliche Gehirn nicht entwickeln, weder belebt noch tätig werden.

Wir wissen heute, dass alles Schwingung ist und aus grobstofflicher, feinstofflicher oder elektromagnetischer Strahlung besteht. Diese Strahlungs- oder Zwillingskräfte sind in jedem Menschen in unterschiedlicher Zusammensetzung vorhanden. Sie umgeben und durchdringen den ganzen Körper bis in jede einzelne Zelle hinein. In der Anthro­posophie von Dr. R. Steiner werden diese Kräfte als Ätherleib und Astralleib ausge­wiesen. Sie machen die menschliche Aura aus, die das eigentliche Forum darstellt, wo sich alles abspielt, was wir als Leben bezeichnen. Eine der beiden Kräfte ist immer im Menschen vorherrschend, entweder die elektrisch-materielle oder die magnetisch-geistige, so dass von einem mehr elektrischen oder mehr magnetischen Temperament gesprochen wird. Diese Strahlungskräfte des menschlichen Körpers sind imstande, die sogenannte mitotische Teilung von Gehirnzellen in Gang zu setzen. Diese Mitose ist nicht mit der uns normalerweise bekannten quantitativen Mitose identisch. – Jede Gehirnzelle gleicht einem planetarischen System. In jeder befindet sich ein kreisen­des, wirbelndes Zentrosom, welches nach allen Himmelsrichtungen Ausstrahlungen aussendet. Bei der mitotischen Teilung kommt es innerhalb der Gehirnzelle zu einer Vierteilung in Nord-Süd-Ost-West-Richtung. Jede dieser vier Zellabteilungen enthält wiederum ein ausstrahlendes Zentrosom, so dass sich jetzt im ganzen fünf Zentro­somen oder "Sonnen" in der Zelle befinden. Dadurch wird eine erhöhte Ausstrah­lungskraft der Zelle bewirkt, die andere in der Nachbarschaft befindliche Zellen eben­falls zur Mitose anzuregen vermag. Auf diesem Vorgang beruht alles echte schöpfe­rische Denken des Menschen. Nach neuesten Erkenntnissen wird der Mensch mit etwa 14 Milliarden Gehirnzellen geboren, von denen bisher nur winzige Bruchteile zur Tätigkeit gelangen. Wir können nur ahnen, welche Gaben, Fähigkeiten, Möglich­keiten noch unausgeschöpft im Menschen schlummern. – Die Ursache von Aura, Nimbus oder Energiefeld, also der verstärkten Ausstrahlungskraft, beruht auf nichts anderem als auf einer erhöhten Schwingungszahl, die von Entwicklungsstufe zu Entwicklungsstufe zunimmt. Die menschliche Zelle besitzt eine höhere Frequenz als die tierische und kann, gegenüber den niederen Entwicklungs­stufen, erweitert und erhöht werden. Ernährung und Atmung beeinflussen die menschliche Aura, sowohl ihre Zusammen­setzung als auch ihre Reinheit. Eine vorwiegend tierische Ernährung muss die Höher­entwicklung, die Verbesserung und Verfeinerung des Menschen notgedrungen beschränken oder gar hemmen. – Bei richtiger Auswahl und passender Zusammen­stellung der Ernährung, bei richtiger Aufbereitung und vollständiger Assimilation im Magen-Darm-Kanal, – wobei die Atmung ebenfalls mitverantwortlich beteiligt ist, – werden aus der Nahrung durch stufenweise Umwandlungsprozesse wichtige Stoffe entwickelt, die sogenannten Saline, die besonders auch für die Drüsentätigkeit, bzw. die Hormonbildung unerlässlich sind. Saline sind feinst organisierte Elemente, die im ganzen Körper verteilt werden und u.a. von Natur aus in den Drüsen aufgespeichert sind, die aus ihnen ätherische Öle herzu­stellen vermögen. Diese ätherischen Öle werden durch weitere Umwandlungen volatil und geben in dieser Form den ersten Anstoß zur Ätherialisierung der Hormone ab.

Ebenso hat die Atmung in diesem ganzen Kreislaufgeschehen einen hervorragenden Platz. Außer Sauerstoff nehmen wir mit der Atemluft noch Wärme-, Duft-, Ton-, Lichtäther und ähnliche Elemente auf, die alle unter den Begriffen: Ga-Llama (altpersisch), Prana (Indisch), Pneuma (Griechisch), zusammengefasst werden. Eine der wichtigsten Funktionen der Atmung ist die Blutreinigung. Zu viele schwere Stoffe im Blut wie Säuren und Mineralien wirken der Ätherialisierung der Hormone entgegen. Zu viele Fremdstoffe im Blut können die Erweiterung des magnetischen Feldes stören oder hemmen, von dem unsere wahre Gesundheit abhängig ist. Die weißen Blutkörperchen verlieren dann ihre Fähigkeit, solche Stoffe ausreichend zu neutralisieren und auszuscheiden. Indirekt wirkt die Atmung auch auf die gesamte Drüsentätigkeit und damit auf die Hormonbildung hemmend ein, wenn die Atmungs­elemente, die besonders durch die oberen Lungenflügel und Lungenspitzen aufge­nommen werden, in den Lungenfellen nicht genügend zum Austausch, und zur Um­wandlung, zur Konverte, kommen. Unser Drüsensystem ist die Geburtsstätte unserer Aura, von deren Beschaffenheit unser Leben abhängig ist. Die Natur hat uns mit ihm das Handwerkszeug verliehen, mit dessen Hilfe wir uns zu wirklichen Menschen er­ziehen können. Es sind die Drüsen, die letztlich über Leben und Tod entscheiden, nicht nur im körperlichen Bereich, sondern ebenso im geistig-seelischen Bereich. Durch die Atmung wurde dem Menschen die Fähigkeit zuteil, aus der Atmosphäre nicht nur Sauerstoff anzuziehen, sondern auch alle jene Chemikalien und Elemente, die den höchsten feinstofflichen Grad der Materie darstellen. Nur so konnte sich die menschliche Form und Gestalt herausbilden. Das Endergebnis ist das menschliche Gehirn. Es kann darum auch nur von solchen Stoffen durchzogen werden, die ihm adäquat sind. Um sich erneuern und erweitern zu können, bedarf es der ätherischen Substanzen. Je feiner diese beschaffen sind, je höher ihre Schwingungsfrequenz ist, desto größer ist ihre Wirksamkeit. Anders organisierte Formen, grobe Stoffe wie etwa Alkohol, Nikotin, LSD, auch Medikamente, regen das Gehirn nur vorübergehend an und können den Menschen süchtig machen. Letztlich hemmen sie jede Höherentwicklung und führen in falsche Richtungen.

Nervensystem und Blutkreislauf bringen ohne die ständige Mitarbeit der Drüsen kein seelisch-geistiges Wachstum hervor. Auch das Tier denkt, aber nur in objektiver Richtung. Sein Sinnen- und Seelenleben ist in seiner grauen Materie verankert und nicht wie beim Menschen im gesamten Zellsystem. Deswegen kann der Mensch abstraktes Denkvermögen entwickeln. – Alle Drüsensysteme zusammen verfolgen aber ein- und dasselbe Ziel: die Weiter- und Höherentwicklung des Menschen, seine Verbesserung und Vervollkommnung. Möge uns das immer mehr bewusst werden, so dass wir am Ziel, unserer Vollkommenheit, immer besser zu arbeiten, uns bereit finden.

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