IM REICH DER SINNE: 6. Lektion – Gefühlssinn

Selbstheilung
Die gleichmäßige Entwicklung und Entfaltung aller Intelligenzen und Energien unseres Körpers muss unser unverrückbares Ziel bleiben, damit wir von der einseitigen Tätigkeit unseres Gehirnes befreit werden, die die Ursache allen Leids und Kummers und auch aller Krankheit ist.

Also kann uns nur Selbstheilung von innen heraus zu dauernder Gesundheit verhelfen, weil dadurch die Ursache der Krankheit beseitigt wird, während eine Heilbehandlung durch andere niemals die Ursache der Krankheit behebt und auch gar nicht beheben kann. Äußerliche Heilversuche mögen die Lebenskraft des Kranken vielleicht eine Zeitlang anregen und ihn über die Krankheit hinwegtäuschen, aber früher oder später wird die Krankheit, wenn auch vielleicht in anderer Gestalt, wiedererscheinen, und zwar in stärkerem Maße.

Der Arzt, der mit unverständlichen Krankheitsnamen oder ähnlichen Mitteln das Gehirn des Kranken beeinflusst, regt damit zwar dessen Gehirntätigkeit an, sodass der Kranke in anderer Richtung denkt, seine Stimmung ändert, sich vielleicht sogar erhebt und geheilt erscheint. Aber es handelt sich hierbei nur um eine äußerliche Beeinflussung, die sich rächt, weil sie so stark auf das unbewusste Generv des Kranken wirkt, dass dessen magnetische Atmosphäre geschwächt wird, von der die Erhaltung der Gesundheit abhängt.

Die Krankheit an sich ist schon der Beweis dafür, dass der Elektrismus im Kranken erschöpft ist. Durch die äußere Beeinflussung wird dem Elektrismus die magnetische Atmosphäre des Kranken zugänglich gemacht und er benutzt sie, um seine erschöpften Kräfte zu ergänzen und die letzten im Körper verborgenen Reserven an Elektrismus hervorzulocken und einzusetzen. Tatsächlich tritt auch meist eine bessere Gehirntätigkeit ein und die Lebendigkeit des Kranken nimmt zu, sodass er sich für gesund hält. In Wirklichkeit wird aber der Magnetismus immer mehr geschwächt und allmählich aufgebraucht und sobald seine letzte Reserve verbraucht ist, fällt der Kranke wieder in seinen früheren stumpfen Zustand zurück.

Dann wird ein neuer und stärkerer Anreiz oder äußerer Einfluss notwendig der immer häufiger und immer stärker wiederholt werden muss, bis schließlich die magnetische Atmosphäre des Kranken vollständig erschöpft ist und einschrumpft und selbst die stärksten Reizmittel wirkungslos bleiben. Die Reizmittel stürzen sich förmlich auf den Körper und spielen mit ihm wie die Katze mit der Maus. Solange noch Leben im Körper ist, peitschen sie dessen Kräfte zu neuen Zuckungen und Versuchen an, dem Unheil zu entrinnen; sobald aber die letzte Kraft gebrochen ist, verlieren sie die Lust am Spiel und lassen ihr Opfer für tot liegen.

Auch der so genannte Magnetiseur teilt dem Kranken nicht etwa magnetische Kraft mit. Wenn er einige Striche über den Kranken macht, mögen einige untätige Nervengruppen von außen angespornt werden, elektrische Kraft zu erzeugen; aber auch das geht auf Kosten der magnetischen Kräfte des Kranken und nicht zuletzt auch auf Kosten seines Geldbeutels.

Aber wir müssen nicht leiden oder krank sein, wir müssen uns nur selbst in die Hand nehmen und die Ursachen zur Krankheit, die wir selbst gesetzt haben, auch selbst wieder beseitigen. Und das können wir auch, sobald wir erkennen, dass alle Heilkraft in uns selbst vorhanden ist und nur eingesetzt zu werden braucht.

Es gibt keine erblichen Krankheiten; nur die Anlage dazu kann vererbt werden. Gesellt sich zur Anlage dieselbe Lebensweise, so muss die gesundheitliche Verfassung der Kinder der der Eltern gleichen. Wenn deine und deiner Eltern Leibspeise in Schweinefett gebratene Kartoffeln sind, gefolgt von Schinken mit Eiern und Bohnen mit Speck, so wirst du an Gliederreißen leiden wie deine Mutter oder an Gicht wie dein Vater, der täglich noch eine besondere Zulage an Speck bekommt.

Heilung durch Atmung
Es gibt auch nicht viele Krankheiten, sondern nur eine, die sich in verschiedenen Formen äußert. Krankheit ist eine Einheit und muss daher, unabhängig von ihrer Form, einer Heilkraft zugänglich sein. Dieses grundlegende Mittel ist der Atem. Man muss also den Kranken zum Atmen bringen, wenn er es nicht von sich aus tut. Der Atem schafft allen Unrat aus dem Körper hinaus, bringt das Denkenswesen in Einklang mit der Natur und ihren Gesetzen, fordert keine Opfer und kostet uns nichts. Wir brauchen ihn nur anzuwenden und er hilft uns von innen heraus, alle Krankheitsursachen zu beseitigen.

Ist der Kranke einigermaßen bei Bewusstsein, so hält man ihn an, seinen Atem zu erweitern, und übt es mit ihm von Zeit zu Zeit. Zuerst nimmt er den Vier-Sekunden-Atem, atmet also ein 1, 2, 3, 4 und aus 1, 2, 3, 4. Nachdem er das dreimal gemacht hat, erweitert er das Zählen auf 5 und springt dann auf 7. Damit ist der Zeitpunkt gekommen, dass er mehr aus- als einatmet. Er atmet also ein 1 und aus 7, dann ein 1 und aus 9, 10, 12, 15, 21. Jetzt sagt er, weiter könne er nicht. Dann muss man seine Brust erhöhen, aber nicht etwa dadurch, dass man ihm noch ein Kissen unter den Kopf legt, sondern indem man das Kopfkissen wegnimmt. Dadurch kommt der Brustkorb höher und das Ausatmen fällt ihm leichter.

Dann fängt man wieder von vorn an mit den verlängerten Ausatmungen und steigt von 1 ein und 7 aus allmählich auf 1 ein und 7 mal 7 oder 49 aus. Je höher er das Ausatmen bringt, umso mehr Elementarien setzen sich an und helfen die Genesung herbeizuführen. Wenn er bei 49 meint, es ginge wirklich nicht weiter, muss er es doch versuchen, indem er beim Ausatmen den Unterleib immer noch mehr einzieht. Das geht umso leichter je entspannter und gelassener er ist.

Je mehr sich der Unterleib einzieht, umso mehr können sich die Rippen spreizen, bis sie sich auf eine gewisse Weise erzittern. Dieses Erzittern bewirkt, dass sich Ätherströme aus den Drüsen in das Gehirn ergießen, den Sinnen freien Lauf geben und im Kranken ein Gefühl des inneren Glücks und der inneren Freudigkeit hervorrufen. Sein Zustand bessert sich dann in wenigen Tagen zusehends und schließlich steht er auf, nicht nur gesund, sondern stärker, kräftiger, beweglicher und klarer denkend als je zuvor. Nun gibt es aber sehr viele Kranke, die nicht bettlägerig sind, und noch mehr, die sich gar nicht bewusst sind, dass sie krank sind. Zu diesen Krankheiten gehören z. B. die Einbildung, der Aberglauben und die Überheblichkeit. Auch diese Kranken können sich mittels des Atems heilen und in der gleichen Weise verfahren.

Ungleichmäßige Gehirnentwicklung versetzt uns in Selbsttäuschung. Dann geben wir uns dem Glauben hin, wir könnten unsere krankhaften Zustände dadurch heilen, dass wir uns über die Krankheit hinwegtäuschen oder sie hinwegleugnen. Wir tun aber besser, ehrlich gegen uns selbst zu sein und die Krankheit als eine Tatsache anzuerkennen, deren Ursache wir einfach wegräumen müssen, indem wir der Natur zu Hilfe kommen. Wenn wir unsere Irrtümer anerkennen, beweisen wir Ehrlichkeit gegen uns selbst, die uns den Weg zur Erkenntnis ebnet. Die Mazdaznan-Atem- und Gesundheitskunde und die Gesundheitswinke zeigen uns viele Möglichkeiten auf, um uns hier und jetzt, mit einfachen Mitteln aus der Krankheit herauszuarbeiten.

Den Seinen gibt ’s der Herr im Schlaf
Während der Nachtstunden des Schlafens nehmen wir, sofern unser Drüsensystem gut funktioniert, Kontakt mit der verborgenen Seite unseres Unterbewusstseins auf. Nachdem wir uns niedergelegt und eine entspannte Rückenlage eingenommen haben, konzentrieren wir uns auf den Atemgang und verlängern die Ein- und Ausatmungszüge. Je länger wir dabei ausatmen, umso mehr entspannen wir uns. Wir atmen deshalb auch nicht weiter aus, als wir es entspannt vermögen, atmen also sofort wieder ein, wenn die geringste Spannung aufkommt. Schließlich denken wir nur an den Atemgang und versuchen, wenigstens fünfmal länger aus- als einzuatmen, bis wir zählend auf 9, 18, 27 und schließlich auf 108 kommen. Nach und nach bringen wir es auf 108, versuchen es jedenfalls immer dreimal.

Danach legen wir uns auf die Seite, sei es auf die rechte, sei es auf die linke, aber nicht auf den Rücken, damit der Blutumlauf ungehemmt ist und nicht allerhand Träume aufkommen, die es den Schwingungen des Herzgedankens unmöglich machen, das Gesinn zu erreichen. In der Seitenlage setzen wir dann die Brust so, dass wir mit der größten Leichtigkeit ein- und ausatmen können, rekapitulieren in dieser Lage rasch die gesamten Tagesereignisse, lassen sie wie in einem Panorama an uns vorbeiziehen, achten auf gleichmäßige Atemzüge und schlafen entspannt ein.

Während eines solchen Schlafs belebt sich das gesamte Drüsensystem und die Drüsen geben die Ätherstoffe an das Gehirn ab, sodass die Gehirnintelligenzen instand gesetzt werden, einen Gedankengang zu Ende zu führen, den wir im wachen Zustande noch nicht auszudenken vermochten. Dem einen kommt die Klarheit durch einen Traum, dem anderen durch ein Gesicht oder eine Vision, einem anderen durch Vermittlung der Eingebung und einem anderen des Morgens beim Erwachen, indem er sich eines neuen Gedankens oder einer Wendung seines Gedankenlaufs bewusst wird. Während solchen Schlafs gleicht die Natur im Körper alles aus und die Intelligenzen spinnen ihre Fäden immer weiter und werden dabei vom Gesinn in der Zirbel unterstützt.

Das ist die beste Vorbereitung auf die 6. rhythmische Atemübung. Führen wir es Abend für Abend regelmäßig durch, dann bemerken wir schon nach wenigen Tagen, dass sich unser Wesen umwandelt. Der Kopf wird klarer und wir fühlen uns erhoben. Anwandlungen von Erschöpfung verschwinden und mit jedem Morgen fühlen wir uns kräftiger, stärker und beweglicher. Das Tagewerk wird uns zum Spiel. Tagsüber fühlen wir uns ganz von selbst zu den ersten fünf rhythmischen Atemübungen hingezogen, die Voraussetzung für die 6. rhythmische Atemübung sind.

Von Dr. O. Z. A. Hanish.
Auszüge aus der Mazdaznan-Atem- und Gesundheitskunde. Ausgewählt und bearbeitet von Jens Trautwein.
Foto: Adobe Stock © michaelheim

Hier geht es weiter mit der 6. rhythmischen Atemübung.


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