Brot und andere Körnerspeisen eignen sich jetzt für alle Temperamente und können in jeder Form verwendet werden, da sie nahrhaft und wärmespendend sind. Weil sie eine konzentrierte Nahrung darstellen, dürfen sie mit Wasser zubereitet, sozusagen verdünnt werden, wie es bei der Bereitung von Brot, Breien, Grützen, Schleimen, Nudeln und dergleichen geschieht. Das Wasser muss sich aber mit den Mehlstoffen so innig verbinden, dass eine chemische Umwandlung zustande kommt.
Aus diesem Grunde sind sie auch nur dann wirklich von vollem Nutzen, wenn sie beim Kauen gründlich eingespeichelt und mit Bedacht gegessen werden. Nachdem man einen Bissen hinuntergeschluckt hat, sollte man wenigstens 9 Sekunden warten, bis man den nächsten Bissen in den Mund bringt.
Sorgt man nicht für die nötige Auflösung der in den Körnerfrüchten konzentrierten Nahrungsstoffe, so kommt man in Versuchung, mehr davon zu essen, als einem zuträglich ist. Dann wird die Verdauung beeinträchtigt, der Stuhlgang wird unregelmäßig und schließlich entsteht Verstopfung, wie heutzutage bei den meisten Menschen.
Wer mit den Muskeln tätig ist, kann ohne Schaden etwas mehr Brot und Körnerfrüchte vertragen als der Kopfarbeiter, der lieber zu einigen Nüssen greifen sollte, wenn er nach konzentrierter Nahrung Verlangen hat. Aber zu viel Brotstoffe sind für niemand ratsam zu irgendeiner Zeit. Jedes Temperament braucht zwar eine gewisse Menge davon, einige etwas mehr, die meisten weniger, je nach Veranlagung. Aber je mehr wir den Brotgenuss einschränken, umso eher werden wir allerhand krankhafte Neigungen los und umso besser geht es jedem Temperament.
Jedenfalls sollten wir, gleichviel welchen Temperamentes wir sind, nicht Tag für Tag Brot und nicht jahraus, jahrein stets dasselbe Brot essen, sollten also auch in der Zubereitungsweise abwechseln, indem wir die verschiedenen Abstufungen zwischen feinstem Weizenmehl und unvermahlenem Weizenkörnern benutzen, wozu noch die unendlich vielen Möglichkeiten treten, die durch andere Getreidearten, wie Gerste, Roggen, Hafer, Mais, und durch die Beimischungsmengen erzielt werden können. Mache einen Versuch mit Teiggöttern! Anstatt sie nur mit Weißmehl zu bereiten, nimmt man zur Abwechslung 1/3 Weißmehl und 1/3 Weizenflocken und 1/3 Maismehl.
Zu Milchbrot ist weniger Weißmehl nötig als zu Brot, das mit Wasser zubereitet worden ist. Außerdem braucht man allenthalben weniger Mehl, wenn es gut getrocknet ist; außerdem wird dadurch der Wohlgeschmack erhöht und ebenso die Bekömmlichkeit. Verwendet man Mehl in Suppen, dann sollte es im Tiegel erhitzt werden, bis es goldbraun ist; es sollte also nie in rohem Zustand beigefügt werden. Rohes Mehl verdirbt sogar eine gewöhnliche Kartoffelsuppe.
Wenn das Brot nur als Beigabe zur Mahlzeit dient, soweit man von den anderen Speisen noch nicht voll befriedigt ist, bekommt es allen Temperamenten. Gesundes Brot oder aus Brotteig hergestellte Kekse oder Brötchen stellen in Verbindung mit Obst oder Gemüse jedermann zufrieden. Kinder sollten ihr Brot oder ihre Brötchen leicht mit Butter und reichlich mit Honig bestrichen bekommen während der kalten und nassen Jahreszeit. Heiße Maisbrötchen mit süßer Butter schmecken ausgezeichnet und sind sehr bekömmlich. Die üblichen Brötchen oder Semmeln darf man wohl gelegentlich zur Abwechslung verwenden; aber der regelmäßige Genuss bringt die Verdauung in Unordnung.
Das gesündeste Gericht ist frisch geschroteter Weizen, den man in kochendes Wasser rührt und 10 Minuten kochen lässt, sodass es einen Brei gibt. Eine Tunke, süße Sahne oder auch Nüsse und für Kinder Honig können hinzugefügt werden und verbessern den Geschmack. Maisgrieß, der rasch gekocht werden muss, kann ebenso angerichtet werden. Gerste und Reis machen Breie, Suppen und andere Gerichte schmackhaft und gehaltvoll. Gerstenschleime, Graupengerichte, sogar Graupen-Getränke am Abend sind an der Zeit. Ein mit Zwiebeln bereiteter Schleim, vor dem Schlafengehen genommen, ist für manche Temperamente nützlich; dazu schneidet man 1 Zwiebel in Scheiben, gibt sie in 1 Liter Milch, fügt 1 Esslöffel Kleie oder Weizenflocken und 1 Prise Salz hinzu und simmert das 15 Minuten. Plinsen, Pfannkuchen, Klöße geben gute Gerichte. Aber der beste Rat dabei geht dahin: "Verwende diese guten Dinge nur zur Ergänzung; fülle dich nicht auf damit!" Besonders Klöße dürfen öfters auf den Tisch kommen, aber immer nur knapp zugemessen; sie bilden eine gute Abwechslung.
Nudeln, mit Selleriesamen gewürzt und mit heißem Olivenöl übergossen und mit Salatherzen aufgetragen, sind gesund und bekömmlich. Spaghetti oder Makkaroni, überbacken, sind mit Tomatentunke an kalten Abenden jedem willkommen; ebenso Klöße mit Tomaten oder brauner Mehltunke; auch Spinat passt gut dazu, ebenso Preiselbeertunke, die man häufig verwenden sollte, solange es Preiselbeeren gibt, da sie ein wertvolles Heilmittel gegen Blutkrankheiten aller Art sind.
Bratlinge bereitet man aus Brösel von geröstetem und zerstoßenem Brot, Mehl, rohen Kartoffeln, gelben und weißen Rüben, Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie und etwas Salz. Während des Badens oder Bratens legt man einige Kohlblätter oben darauf, damit die Feuchtigkeit nicht entweicht.
Vergiss auch nicht, dass die Zeit für Agar-Agar da ist; täglich 1 Esslöffel voll zum Frühstück oder zur Hauptmahlzeit wird genügen.
Reife Bohnen, Erbsen und Linsen müssen wie Körnerfrüchte behandelt, also 6 bis 36 Stunden eingeweicht werden, um eine wertvolle Nahrung daraus zu machen. Fügt man ihnen Zwiebeln bei und bäckt man sie in Weißkrautblättern, dann verbessert sich der Geschmack. Verwendet man sie gemahlen oder geflockt, so sind sie nahrhafter und schneller zubereitet.
Für Erbsen-Plätzchen weiche gelbe Erbsen 1 Stunde ein, koche sie eine Stunde, drücke sie durch und mache daraus einen Teig mit altem Brot, das eingeweicht und ausgedrückt worden ist, und gib etwas Selleriesamen und Salz hinzu. Forme Plätzchen daraus oder fülle kleine Formen damit und backe in heißem Ofen. Das gibt eine gesunde Speise.
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