Rohe frische Obstfrüchte sind eingemachten immer vorzuziehen und man wird bald ausgefunden haben, dass man weniger schwere Nahrung braucht, solange man sich an frisches Obst und Gemüse hält. Wem rohe Obstsäfte nicht bekommen, der dünste das Obst im eigenen Saft ohne Wasserzusatz und nehme den auf 45 Grad C erhitzten Saft, mit destilliertem Wasser verdünnt; er wirkt ausscheidend und abführend. Alle Fruchtsäfte sollten auf den leeren Magen genommen werden.
Bei Nervenleiden, Rheumatismus, Gicht, Zuckerkrankheit und Drüsenschwäche lässt man Obstfrüchte ganz beiseite und nimmt morgens nüchtern, ferner vor jeder Mahlzeit und abends vor dem Schlafengehen 1 Teelöffel doppeltkohlensaures Natron in 1 Glas heißem destillierten Wasser.
Getrocknete Früchte, wie Äpfel, Aprikosen, Birnen, Feigen, Pfirsiche, Rosinen, Zwetschgen, kann man mahlen und mit Flocken, Kleie oder Schrot zum Frühstück nehmen. Dann wirken sie nicht nur leicht abführend, sondern regeln auch den Blutumlauf, sodass man sich selbst bei feuchtem Wetter und in kalten Nächten behaglich fühlt. Wegen ihres Reichtums an Nährstoffen soll man sie nur mäßig genießen; dann erkennt man ihre Wirkung an der frischen Gesichtsfarbe, der gehobenen Stimmung und dem klaren Kopf. Getrocknete Früchte mit Wasser aufgekocht sind wertlos; man kann sie aber sorgfältig waschen, in ungesüßtem Obstsaft mehrere Stunden einweichen und darin dann 10 Minuten dünsten.
Gelee und Marmelade, mit Zucker zubereitet, haben nicht denselben Wert wie getrocknete Früchte, weil der Zucker die heilkräftigen Fruchtsäuren des Obstes neutralisiert. Aber man kann sie gelegentlich nehmen. Bei Magenschwäche verursachen sie leicht Störungen; man lässt sie dann beiseite, ebenso wenn man zu Zuckerkrankheit neigt. Man kann sich aber ein Erfrischungsgetränk aus Gelee oder Marmelade machen, indem man sie mit destilliertem Wasser verdünnt und nach den Mahlzeiten etwas davon trinkt.
Dagegen sind Preiselbeer-, Birnen- und Pflaumenmus, ohne Zucker und Wasserzusatz durch Einkochen hergestellt, im Winter von großem Wert für Kinder und Erwachsene.
Wer reichlich Obstfrüchte genießt, sollte danach 1 Tasse heißen Ingwertee trinken oder etwas Ingwerwurzel kauen.
Äpfel geben, gerieben und mit süßer Sahne oder geschlagenen Bananen vermischt, eine bekömmliche Frühstücksspeise; man würzt mit Muskatnuss, Muskatblüte oder Zimt. Wer roh geriebene Äpfel nicht mag, kann sie in einem gut schließenden Topfe backen; man steckt 1 Nelke und 1 Stückchen Zimtrinde in den Apfel, damit sich das Aroma voll entwickelt. Rohe Äpfel und frischer Apfelsaft leisten gute Dienste gegen rheumatische, neuralgische und Leberbeschwerden.
Apfelsinen sind am heilsamsten 2 Wochen vor Weihnachten bis Ende Januar und dann erst wieder im Juli und August. Apfelsinensaft, mit Zitronensaft vermischt, tut allen Temperamenten gut und ist für manche noch wirksamer, wenn er mit heißem destillierten Wasser verdünnt wird. Neuzeitliche Kinder brauchen Apfelsinensaft schon vom 6. Monate an.
Granatäpfel, Kakis und Mangos sind noch am Markte und sehr wertvoll. Aber man sei mäßig und mache sich nur hin und wieder Festtage damit. 1 Granatapfel an einem Tage hilft, den Blutumlauf verbessern. Will man als aktiv-nervöses Temperament eine Kur damit machen, dann nimmt man 3 Wochen lang vor jeder Mahlzeit etwas reinen Saft und nach diesen 3 Wochen nur noch einmal täglich und nicht länger als bis Februar. Zu einer Kur gegen Blutarmut und Bleichsucht erhitzt man den Saft im Wasserbad und vermischt ihn mit Sahne oder man lässt auf den reinen erhitzten Saft je 1 Esslöffel Haferflocken und Agar-Agar, mit süßer Sahne verrührt, folgen; hält man sich gleichzeitig an Ziegenmilch und Pinienkerne, so kommt der Erfolg umso rascher. Gegen allgemeine Schwäche nehme man 10 Tage lang kalten oder geeisten Granatapfelsaft, halte dann 1 Woche lang sehr knappe Diät und lasse nochmals 10 Tage mit Granatapfelsaft Folgen. Der Saft von 1 Granatapfel am Morgen, 1 Kaki mittags und der Saft einer halben Pampelmuse abends werden das Gesinn in der Zirbel so wecken, dass es dir neue Erkenntnisse erschließt; kehre die Reihenfolge täglich um in diesem Monat.
Guavas regeln, wenn sie frisch und reif zum Frühstück und zum Abendmahl genommen werden, die Darmtätigkeit und heilen Verstopfung. Dünstet man sie im eigenen Saft, dann sind sie von unschätzbarem Werte gegen nervöse Verdauungsstörungen. Die Erdbeer-Guava dient mehr dem Materiellen, die Ananas-Guava mehr dem Spirituellen und dem Intellektuellen. Eingemacht verlieren sie den Heilwert.
Kakis sind nervenstärkend, wenn man eine vor jeder Mahlzeit isst; die Haut muss immer entfernt werden. Sind sie vollreif und geeist, wirken sie auf Nieren und Blase. Sind sie weich und zart, wirken sie auf den Darm. Sind sie halbzart und halbhart, so wirken sie blutreinigend und klären die Hautfarbe. Richtet man sie mit Sahne an, sind sie heilsam gegen Leberschwellungen und Gelbsucht.
Mangos beleben die Drüsen, besonders die Nebennieren und die Keimdrüsen. Man bescheidet sich mit einer Frucht täglich.
Oliven, und zwar die reifen und getrockneten, wirken leicht abführend, wenn man einige am Schlusse einer Mahlzeit nimmt.
Pampelmusen regeln die Verdauung. Man halbiert sie quer, nimmt die Kerne heraus, füllt die Höhlung mit 2 Esslöffel Sahne und isst sie mit dem Löffel aus der Schale, am besten auf den nüchternen Magen; danach nimmt man noch 2 Esslöffel Haferflocken. Sollte sich die Verdauung nicht alsbald regeln, so fastet man 1 oder 2 Tage, hilft mit Abführmitteln und Einläufen nach und beginnt dann wieder mit der Pampelmusen-Diät. Um den Dickdarm wieder funktionsfähig zu machen, nimmt man am besten nur den ausgepressten und auf 45 Grad C erhitzten Saft 6 Wochen lang morgens nüchtern. Mittlerweile ist man auch die Kopfschmerzenplage losgeworden und die schwachen Geschlechtsdrüsen haben sich erholt.
Preiselbeeren sollen, solange sie frisch zu haben sind, häufig, aber immer nur in kleinen Mengen genommen werden. Isst man zu jeder Mahlzeit 12 rohe Beeren, so wird man allmählich frei von vorgeburtlichen Einflüssen und Neigungen und auch von allen Schattierungen der Zuckerkrankheit. Gegen Blutkrankheiten nimmt man sie abwechselnd roh und gedünstet. Nimmt man in etwas Apfelwein gedünstete Preiselbeeren 5 Wochen lang zu Beginn jeder Mahlzeit, ohne bei oder unmittelbar nach der Mahlzeit zu trinken, so bestärkt sich das ganze Drüsensystem und man wehrt Malaria ab. Gegen nervöse und rheumatische Leiden macht man sich aus den Preiselbeeren eine Tunke oder Gelee und bereitet sich daraus eine milde Limonade, die mit ein wenig braunem Zucker gesüßt werden darf. Preiselbeeren und Äpfel, zusammen gedünstet, geben eine feine Kuchenfüllung und ein gutes Kompott.
Weintrauben nimmt man in natürlichem Zustand, solange sie frisch zu haben sind, und nicht als aufbewahrten Fruchtsaft. Weiße Trauben werden von allen Temperamenten vertragen; man kann sie öfter nehmen, aber ohne Übertreibung. Mit einigen geriebenen Mandeln und etwas Haferflocken geben sie eine treffliche Mahlzeit, die die Rückkehr zu einer schlichten Lebensweise ebnet. Nimmt man zu viel Trauben, dann verursachen sie leicht Ausschläge und Beulen; dagegen nimmt man jeden Morgen 1 Glas heißes Wasser mit 1 Teelöffel doppeltkohlensaurem Natron, bis das Übel ausgeschieden ist. Der erhitzte Saft von weißen Trauben, mit destilliertem Wasser verdünnt, ist heilsam gegen Nervenentzündung, Drüsenschwäche, Arterienverkalkung und Blutandrang. Gib aber keinen Zucker hinzu; sonst gibt es Betrunkenheit. Zerdrückte und langsam gedünstete Weinbeeren sind heilsam gegen Rheumatismus und Schwindsucht.
Zitronen sind das wirksamste natürliche Hausmittel; jedoch müssen die Versand-Zitronen erst in milder Ofenhitze weich gebacken werden. Dann presst man sich 1 Weinglas voll Saft aus und trinkt ihn durch einen Strohhalm. Wiederholt man das alle 3 1/2 Stunden und genießt man daneben nur ein wenig gerollte oder geflockte Körnerfrüchte, so befreit man sich von Gicht und Rheumatismus. Wem leicht schwindelig wird, atme für 3 Minuten auf das Äußerste aus und trinke danach 1 Glas heißes Wasser mit Zitronensaft.
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