IM REICH DER SINNE: 3. Lektion – Geruchssinn

Wir wollen uns von den tieferen auf höhere Entwicklungsstufen hinaufarbeiten, um hier die Kenntnisse, die wir uns auf dem Entwicklungswege angeeignet haben, anzuwenden oder zu verwirklichen. Dazu können wir durch die 3. rhythmische Atemübung die Entwicklung des Geruchs- oder Spürsinnes und des Verwirklichungssinnes sowohl in körperlicher als auch in geistiger Hinsicht fördern.

Damit auf unserem Wege das Gefühl der Sicherheit, Gewissheit und Überzeugung in uns immer mehr zunimmt, müssen wir uns selbst und zugleich unsere Umgebung immer besser erkennen, also vor allem auch die, die dasselbe Ziel verfolgen wie wir. Denn sie bilden einen Kreis gleich einer Schutzmauer um uns. Ebenso sollen wir bei jeder Gelegenheit immer klarer die Gegenwart dessen erkennen, der der Ursprung oder der Urgrund für alles ist, des ewig wirkenden Gedankens oder der ewig wirkenden Intelligenz; denn sie ist der Konzentrationspunkt, der in uns die Individualität unseres Wesens ausmacht und die Ursache für jeden Erfolg im Leben ist.

Gehen wir nicht vorwärts auf dem Wege zur Vollkommenheit, bleiben wir still stehen, dann fallen wir unter das Gesetz, ohne ihm entrinnen zu können, und müssen früher oder später die Arbeit da wieder aufnehmen, wo wir aufgehört hatten. Denn alles das, was wir uns im Widerspruch mit den Gesetzen der Natur geschaffen haben, wird uns nicht angerechnet. Wir dürfen das auch gar nicht erwarten. Denn alles, was sich mit der Materie verwickelt, fällt unter das Gesetz der Materie und kann nur nach diesem Gesetz weitergeführt werden.

Wollen wir das nicht, dann sind wir gezwungen, weil uns keine andere Wahl bleibt, uns immer weiterzuentwickeln und neue Talente an den Tag zu bringen. Hierbei handelt es sich aber nicht darum, ob uns diese Talente Geld oder materiellen Gewinn einbringen, sondern nur darum, von den Talenten Gebrauch zu machen, weil uns dadurch Genugtuung wird, immer neue Talente an den Tag kommen und das Ewigwirkende in uns sich entfalten kann. Diese Talente können sich nur durch entsprechende Kontrolle des Körpers offenbaren und den Weg dazu bahnen wir uns durch die Atmung, auf dass unser Lungendynamo alle angezogenen Elemente verarbeite und wir uns der darin enthaltenen unermesslichen Macht bewusst werden.

Die Elemente, die wir angezogen haben, aber nicht ausnutzen können, verwandeln sich in Säuren aller Art, die der Körper auszuscheiden gezwungen ist, wenn er weiter bestehen will. Schließlich besteht die Hauptarbeit der Organe darin, immerfort die Säuren und ihre Produkte abzuwerfen oder zurückzuschlagen. Es geht ihnen dann wie einem friedliebenden Volke, das von barbarischen Stämmen umgeben ist; es muss die meiste Zeit darauf verwenden, seinen Besitz zu bewachen und sich gegen Einfälle zu schützen, und kommt deshalb nicht vorwärts.

Geradeso geht es mit uns und gerade deshalb bekommen wir dann alle diese Ideen, die zerstörend wirken nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere ganze Umgebung. So kommen wir schließlich auf alle die Rache- und Kriegsideen, auf alle die Macht- und Autoritätsideen, möchten alle, die um uns herum sind, regieren und mit der Peitsche wie Sklaven behandeln; und das alles nur, weil die großen Kräfteeinbußen in uns stattfinden und wir dem Wahn verfallen, wir könnten uns dadurch stärker machen, dass wir andere schwächen; oder wir verfallen der Idee, wir müssten tüchtig essen, futtern, uns vollstopfen und so wohlbeleibt sein wie eine Kuh.

Zwischen all den zerstörenden Ideen und all dem verkehrten Essen und Trinken, das wir mit dem irregeleiteten Selbsterhaltungstrieb zu rechtfertigen suchen, bleibt uns dann wenig oder gar keine Zeit übrig, darüber nachzudenken, woher wir kommen, zu welchem Zweck wir hier sind und was unser Ziel für die nächste und für die fernere Zukunft ist. Wir verlieren uns und gehen rückwärts statt vorwärts, um uns zu entwickeln. Auch der Alkoholgenuss hemmt die Entwicklung des Menschen. Blicken wir um uns und schauen wir zurück, so erkennen wir das auch ganz deutlich und die wenigen in der Welt, die sich zu bezähmen wissen, sind sich darüber auch ganz klar. Aber die große Masse der Menschheit liegt noch in den Banden der Alkoholidee und wird dadurch in der Entwicklung zurückgehalten.

Jeder fortschrittliche und sich entwickelnde Mensch legt Zeugnis dafür ab, dass er, je mehr er sich entwickelt, je mehr er denkt, nachdenkt und forscht, um so weniger isst, oft sogar das Essen vergisst. Der wahre Gelehrte denkt nicht an Essen und Trinken, sondern ist sozusagen verliebt in seine Arbeit, seine Forschung. Welche Opfer bringt er, um neue Kenntnisse zu sammeln! Welche Entbehrungen nimmt er auf sich, um tiefer in sein Forschungsgebiet einzudringen und zu besserer Erkenntnis zu gelangen!

Um unsere Erkenntnisrichtung zu erweitern, pflegen wir die 3. rhythmische Atemübung, die Konzentrationsübung. Sie zielt in erster Linie auf die Konzentration aller Gehirnintelligenzen, damit das Gehirn in eine Art Ruhe- oder Empfänglichkeitszustand versetzt wird und wir uns dadurch des Gesinns in der Zirbel bewusst werden und unser Denkenswesen sich aller drei Gruppen des Gehirns, der intellektuellen, der spirituellen und der materiellen, bedient. Von Natur aus arbeitet jede der drei Gehirngruppen für sich und die Tätigkeit einer Gruppe hat nicht ohne weiteres die gleich große Mitarbeit der anderen beiden Gruppen zur Folge.

Unser Ziel ist aber ausgleichendes und ausgeglichenes Denken, woran alle drei Gehirngruppen gleichmäßig beteiligt sind, und dazu müssen sie lernen, sich auf einen Punkt einzustellen oder sich zu konzentrieren. Dieser Punkt muss unabhängig von den drei Gruppen sein und deshalb außerhalb ihres Gebietes liegen, also außerhalb des Stirn-, Scheitel- und Bodenhirnes. Dieser Punkt ist die Zirbeldrüse oder Epiphysis, in der das Gesinn seinen Sitz hat, das in unmittelbarer Verbindung mit jeder der drei Gehirngruppen steht. Daher ist die Zirbel der Konzentrationspunkt für alle Gehirnintelligenzen.

Konzentrieren wir uns bei dieser dritten Übung, ohne irgendeinen Gedanken zu hegen, auf die Zirbel, dann fühlen wir schließlich während der Übung im Oberteil des Kopfes, also in der Zirbelgegend, eine Art Vibration oder Schwingung gleich einem sanften Säuseln, und haben den Eindruck, als fände eine Erleuchtung statt oder als ergössen sich Sonnenstrahlen über das ganze Gehirn, das nannten die Weisen Illumination. Im Zustand der Illumination haben wir keine Illusionen, sehen keine Trugbilder, keine Phantasiegebilde, wohl aber werden wir weitsichtiger, vorsichtiger, umsichtiger, zuversichtlicher und glaubensvoller.

Wenn ein Kranker gesund wird an einem Wallfahrtsort, dann hat das nicht die Örtlichkeit, nicht das heilige Bild, nicht der blutende Baum, nicht die Kaaba, sondern sein Glauben bewirkt, der ihn erfüllte. Wer den gleichen Glaubens- und Gesinneszustand hat, wird in Lourdes, in Benares (Indien) oder an der Kaaba geheilt, also unabhängig von seinem Glaubensbekenntnis. Aber die meisten Wallfahrer gehen so krank heim, wie sie kamen, weil ihnen der Glauben, der zum Vorschein hätte kommen müssen, fehlte.

Tausende und Abertausende wallfahren nach Benares, wo die blutenden Bäume wachsen. Viele von den Pilgern lassen ihre Krücken dort zurück; aber noch mehr gehen ungeheilt heim. So ist es auch bei den Mohammedanern mit der heiligen Kaaba in Mekka, zu der jeder wenigstens einmal im Leben pilgern soll. Alle die Kranken, die Glaubenszuversicht in sich haben, werden gesund, sobald sie die Kaaba schauen.

Alle Wallfahrer, die geheilt werden, besitzen von Natur aus eine gute Konzentration und üben sich darin außerdem auf der Wallfahrt. Deshalb wird ihnen die Heilung. Damit sind sie aber auch zufrieden. Weiter reicht der Naturdrang nicht und deshalb schließt sich an die Heilung auch keine weitere Entwicklung an.

Das Gleiche gilt ganz allgemein für alle unsere Gaben, Fähigkeiten und Talente, die sich insoweit entwickeln, als der Naturdrang dazu in uns ist und wir uns auf sie konzentrieren. Weiter geht es aber nicht; dann kommt der Stillstand, weil wir uns des Gesinnes in der Zirbel nicht bewusst sind und auch nichts tun, um uns seiner bewusst zu werden. Sind wir uns aber des Gesinneszustandes in der Zirbel bewusst geworden und sorgen wir mit der 3. rhythmischen Atemübung dafür, dass das Gesinn die drei großen Gehirngruppen immer besser kontrolliert, dann werden wir uns neuer Talente und Fähigkeiten bewusst und die schon geweckten erweitern sich.

Sobald sich die Vibrationen oder Schwingungen aller drei Gehirngruppen in der Zirbel konzentrieren, kontrolliert das Gesinn von der Zirbel aus alle drei Gruppen und lenkt den Gedankenlauf unmittelbar auf das gesteckte Ziel. Infolgedessen werden wir immer erfolgreicher im Alltagsleben und fühlen uns auch angespornt, einen aufkommenden Gedanken zu verwirklichen, was ja der Zweck unseres Daseins ist. Wenn unser Gedankenlauf nur in die Unendlichkeit schweift, schaffen wir nichts.

Das Eintönige der Unendlichkeit war ja gerade das, was der ewig wirkende Gottgedanke oder die Gottheit brechen musste. Es befriedigte Gott nicht, sich nur bewusst zu sein, dass er Gott ist. So ich mir eines neuen Gedankens bewusst geworden bin und mich lediglich in diesen Gedanken vertiefe, schaffe ich nichts Neues, sondern falle im Gegenteil bald wieder zurück in den früheren Zustand der Unbewusstheit.

Deshalb soll uns unsere Konzentrationsübung nicht nur zum Konzentrieren bringen, sondern zugleich dazu, dass wir den Gedanken, der durch die Konzentration in uns aufkommt, auch vollziehen oder verwirklichen, dass also gleichzeitig der Verwirklichungssinn erwacht. Sobald wir eine gewisse Zusicherung oder Bestätigung aus der Unendlichkeit oder ein solches Gefühl aus dem Herzen bekommen haben, dass wir zu einer schöpferischen Tat aufgerufen werden, ist in dieser Richtung der Höhepunkt erreicht und es muss etwas anderes kommen: Jetzt geht es an die Arbeit, an das Schaffen.

Wir überprüfen die Ausführbarkeit des Gedankens, wägen das Für und Wider, entschließen uns zum Handeln und rühren die Hände, ohne zu zaudern; denn Zaudern macht unsicher. Gehen wir aber entschlossen und mutig dem gesetzten Ziele entgegen, so sind wir von vornherein des Erfolgs sicher.

Denn alle zur Ausführung notwendigen Mittel besitzen wir, weil das Unendliche, Ewige, Göttliche in uns ist. Vielleicht können wir noch nicht von allem Gebrauch machen, was in uns ist; aber wir besitzen es. Deshalb wird uns nun die 3. rhythmische Atemübung gegeben, damit wir uns zur Konzentration und Realisation oder Verwirklichung erziehen.

Wenn wir rechten Gebrauch machten von unseren intellektuellen, spirituellen und materiellen Intelligenzen, hätten wir immerfort Abwechslung. Abwechslung stimmt uns glücklich, Veränderungen beleben uns, während das Eintönige uns matt und schwach macht. Wie glücklich fühlt man sich, wenn man sagen kann: „Ich wurde mir klar, dass ich meinen Körper unter meine Kontrolle bringen müsse, folgte meiner Eingebung und führte alles aus, was mir in den Sinn kam, entdeckte neue Fähigkeiten in mir und stehe nun auf eigenen Füßen.“

Sagt dieser oder jener: „Mir ist eine gute Idee gekommen; aber mir fehlt das Kleingeld, sie zu verwirklichen“, dann gibt er zu erkennen, dass sein Verwirklichungssinn noch nicht geweckt ist. Wenn einem das Kleingeld fehlt, muss man sich einfach großes anschaffen und es umwechseln. Kleingeld wächst doch nicht auf Bäumen und Sträuchern. Wer zu Geld kommen will, muss seine Gaben und Talente umsetzen. Man gibt sich dabei nicht aus, sondern setzt nur um. Man verliert nichts dabei; alles bleibt weiter bestehen. Es wird nur in Umlauf gesetzt und durch den Umlauf entsteht Reichtum.

Darin liegt der Reichtum, dass man alles, was der Welt gehört, in Umlauf hält. Deshalb sucht man Geschäfte nicht mit den Reichen zu machen, die ihre Taschen zuhalten und auf ihren Geldsäcken sitzen wie die Hühner auf ihren Eiern, sondern mit den weniger Begüterten, den Arbeitsleuten, die das Erarbeitete immer wieder in Umlauf setzen. Wir mögen noch so reich sein an Kenntnissen und Talenten; wenn wir aber keinen Gebrauch davon machen, bleiben wir doch arm. Also heißt es von nun an für uns: „Alles umsetzen!“

Dieser Gedanke wird uns immer klarer werden, wenn wir die vielen Ideen, die uns kommen, beiseite setzen und uns auf einen Gedanken konzentrieren. Ein kluger Fabrikant verlegt sich auf einen Gegenstand, den er so gut und vollkommen herstellt, dass ein anderer ihn nicht besser und billiger machen kann. Dann kann er konkurrieren.

Mazdaznan lehrt und verwirklicht dieses Konzentrationsprinzip in seiner Lehre, indem die ganze Lehre weiter nichts als den einen einzigen Urgedanken darstellt. Daran stößt sich natürlich die denkarme Welt und sucht Mazdaznan totzuschweigen. Aber der Denkende erkennt und anerkennt es schließlich: „Mazdaznan ist konkurrenzlos.“

Mazdaznan oder der Meistergedanke, der Gedanke, der alles meistert, hat alles in sich, weil es auf dem Urgrund alles Irdischen, Universellen und Geistigen beruht und alles auf das Minimum oder Kleinstdenkbare zurückführt und hierauf alles logisch, systematisch und methodisch aufbaut, sodass es jeder einigermaßen Geweckte begreifen und praktizieren kann.

Durch den Gedanken, Entspannung, Gelassenheit, Ergebung, Konzentration und den Atem wird uns Schritt auf Schritt die Belehrung, Erziehung, Entwicklung und darum die Erkenntnis, die Wiedererinnerung, die Weisheit, die Kraft und Stärke.

Von Dr. O. Z. A. Hanish.
Auszüge aus der Mazdaznan-Atem- und Gesundheitskunde. Ausgewählt und bearbeitet von Jens Trautwein.
Foto: Adobe Stock © MNStudio

Hier geht es weiter mit der 3. rhythmischen Atemübung.


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