(Zar = Fürst, Athust = Friede)
Zarathustra lehrte nicht, dass durch gutes Denken und gutes Reden allein das Heil auf Erden komme, sondern forderte außerdem das gute Handeln, die gute Tat, das gute Beispiel in jeder Beziehung und vor allem hinsichtlich der Bearbeitung des Bodens. Darum verkündete er im Einklang mit der heiligen Ainyahita als Zweck und Ziel des Menschenlebens: „Ich bin hier auf dieser Erde, um sie anzubauen und die Wüsten zu verwandeln in ein Paradies, das für Gott und seine Bundesgenossen drin zu wohnen würdig ist.“
Er selbst ging allen voran mit musterhafter Bestellung des Ackers und zeigte den Menschen, wie sie dank ihrer innewohnenden Intelligenz Wüsten in fruchtbares Land verwandeln könnten. Da der Entwicklungsgedanke in ihm rege war, erkannte er, dass jedes Ding in der Natur zu etwas Nützlichem bestimmt ist und verbessert werden kann. Er bediente sich des Bestäubens, des Pfropfens und ähnlicher Maßnahmen, die uns heute ganz geläufig sind, um allerhand neue Arten Früchte, Gemüse, Getreide und Blumen durch Veredlung zu züchten und bewies dadurch seiner Umgebung, dass der göttlichen Intelligenz im Menschen keine Grenzen gesetzt sind.
Die Distel erschien ihm als etwas, was durch mangelhafte Pflege verwildert war. Deshalb setzte er seine Beobachtungsgabe und seinen Erfindungsgeist ein und machte daraus die Artischocke, die für die Nerven wertvolle Stoffe enthält. Das Getreide hatte man so verwildern lassen, dass es in den Halm schoss und fast nur noch Stroh lieferte. Er kreuzte aber verschiedene Grasarten und gewann so den Vollmais und den Weizen. Auch die Traube, das „Blut der Erde“ züchtete er. Er veredelte die Feige, die Kirsche, die Pflaume, den Apfel, verlieh dem Granatapfel Wohlgeschmack und Heilwert und zog aus Gänseblümchen Astern und Chrysanthemen. Das sind nur einige Beispiele seiner Erfolge.
In allen hügeligen Landschaften begünstigte er den Gartenbau und die Anlage von Baum- und Obstgärten, während er im Tal und in den Ebenen für verbesserten Feldbau eintrat, um schließlich das ganze Land in ein Paradies oder eine Kulturstätte zu verwandeln, worin die Tiere gedeihen und die Menschen immer neue Fortschritte erzielen können. Selbst Hügel und Berge sollten keine Wildnis sein, sondern in irgendeiner Weise Blüten und Früchte der menschlichen Intelligenz tragen.
Moral und Ethik entfalten sich nur da, wo sich das Gesinn mit Entdeckungen und Erfindungen abgibt, weil man dabei die Natur in allen ihren Offenbarungen beobachtet und den Eingebungen folgt, die einem dabei kommen. Dabei muss man über die Gesetze nachdenken, denen die Materie unterliegt, muss abwägen, Schlüsse ziehen, sich ein Urteil bilden, und so bereitet man der Intelligenz den Weg zu einer neuen Offenbarung. Deshalb ist Boden- und Gartenkultur für den Menschen nötig. Dagegen bringt Viehzucht keine geistige Entwicklung, sondern hält den Fortschritt auf und führt zu Müßiggang und Laster.
Ebenso wie die Bearbeitung des Erdbodens die Erde selbst gesund macht und ihre guten Eigenschaften und Fähigkeiten immer mehr hervortreten lässt, so wird auch der Körper des Menschen immer kräftiger und schöner durch bewusste und gewissenhafte Kultivierung und zielbewusste Betätigung oder nützliche Arbeit. Arbeit vermittelt also dem Menschen nicht nur Überfluss an irdischen Gütern, sondern gibt ihm obendrein Gesundheit und Fortschritt zum Lohn.
Um den Menschen zu unterstützen in der Erfüllung seiner Aufgaben auf Erden, werden ihm reine Speisen vorgeschrieben, deren Säfte alle „Pairikas“ oder Krankheitskeime, die das Gesinn reizen, vertreiben und alle „Drughs“ oder die vererbten Einflüsse der Ahnen, die Spannungen verursachen und die Organfunktionen hemmen, aus dem Organismus entfernen.
Da, wo der Körper den Vorspiegelungen und schmeichlerischen Täuschungen der niederen Begierden zum Opfer gefallen war, wurde dem Sünder nahegelegt, sich mit Wasser reinzuwaschen oder eine „Wasserkur“ zu machen (siehe Mazdaznan-Gesundheitswinke und -Pflegemittelbroschüre) nach besonderen Regeln und unter Einhaltung bestimmter Ernährungsverordnungen, die darauf zielten, die erschöpften Nerven aufzurütteln für lebhaftere Tätigkeit und das träge Blut reinzuwaschen für besseren Umlauf. Dann wurde ihm mehr Sorgfalt in der Auswahl seiner Speisen zur Pflicht gemacht, damit er sich künftig besserer Gesundheit und größerer Klarheit des Gesinnes erfreue. So war Zarathustra nicht nur ein hervorragender Lebensreformer, sondern auch ein menschenfreundlicher Arzt, der jedermann den Weg zu den Blättern des Heils wies und die Krankheit für alle Zeiten aus der Menschheit verbannen wollte.
Alle, auch die unscheinbarsten Maßnahmen dienten der Vorbeugung, weil es als klüger galt, einer Gefahr vorzubeugen, als sich ihr auszusetzen und dann Mittel zu ersinnen, um die ungünstigen Folgen zu heilen. Zarathustra gab genaue Anweisungen für Heilmethoden und Heilmaßnahmen, die alle auf dem Prinzip der Reinheit aufgebaut waren. Schon die Verunreinigung des Elementarreiches oder der Atmosphäre galt als eine Sünde schlechthin; kam aber dadurch jemand zu Schaden, dann war es eine unverzeihliche Sünde gegen den Geist der Gemeinschaft sowohl in den irdischen wie auch in den himmlischen Reichen.
Als Haupt-Reinigungs- und Heilmittel galt der Atem. In Gesängen und Gebeten wurde er schon als Vorbeugung aber auch zum Heilen gepflegt, wobei dann zeremonielle Stellungen vorgeschrieben waren, von denen jede ihre besondere Wirkung auf den Organismus hatte. Daneben gab es Kräuter-Arzneien und Desinfektionsmittel, während die Anwendung des Messers zu Operationen oder zur Öffnung der Haut nur als äußerster Notbehelf galt.
Auch auf dem Gebiet der Ernährung galt Reinheit und deshalb Mäßigkeit als oberstes Gesetz. Die fleischlose Ernährung wird in allen Urkunden von den Zarathustriern gefordert und wurde von den oberen Schichten, besonders den Priestern, selbst in den Zeiten des Verfalls, beachtet. Kein Höherstehender oder Höherstrebender ergab sich dem Fleischgenuss.
Interesse am Leben und an einem gesunden Körper erweckten alsbald den Wunsch nach Verlängerung und Verbesserung des Lebens. So suchte man jede Stunde des Wachseins nützlich zu verwenden und Frühaufstehen galt nicht nur als eine nachahmenswerte Tugend, sondern auch als eine religiöse Pflicht. Deshalb wurden die Zarathustrier auch „Baktarer“ oder Baktrier, d. h. Frühaufsteher, genannt. Statt einer Weckuhr hatte jeder Haushalt seinen eigenen Hühnerstall mit einem Hahn, der heilig gehalten wurde wegen seines zweifachen Nutzens und seiner pünktlichen Pflichterfüllung, durch sein Krähen beim ersten Morgengrauen die Schläfer zu wecken.
Großer Wert und Nachdruck wurde auf die religiösen Übungen gelegt. Dadurch sicherten sich die Zarathustrier eine systematische Entwicklung des Gesinnes und aller schlummernden Talente, machten sich geschickt für alle möglichen neuen Gebiete, weckten den Entdecker- und Erfindergeist, was ihnen Erfolg gewährleistete im Handel und Wandel des Alltags.
Über das Verhältnis der beiden Geschlechter bestanden klare und streng innegehaltene Richtlinien. Beide Geschlechter galten als völlig gleichwertig und gleichberechtigt innerhalb ihres Kreises. Das kam schon von klein auf zum Ausdruck bei der Erziehung und auch später erhielten Frau und Mann das gleiche Stimmrecht.
Mann und Frau verbinden sich als Gleichstehende und Gleichberechtigte durch einen unlöslichen Vertrag zur ehelichen Gemeinschaft, der die Weihe durch die ganze Gemeinde erhielt. Die Frau wurde bei den Zarathustriern durch die Ehe nicht des Mannes Eigentum, nicht „seine“ Frau. Sie ist die Gefährtin des Mannes, wird in alle seine Vorrechte eingesetzt und teilt sich mit ihm die Leitung und Verwaltung der Hauswirtschaft. Auch die geschlechtlichen Beziehungen werden einer weisen und den Gesetzen der Natur entsprechenden Ordnung unterworfen.
Den wichtigsten Teil des zarathustrischen Erziehungssystems bildete die Atemlehre und die Wiedergeburtslehre. Nur der kann über die Khinvat-Brücke zur vollen Selbsterkenntnis gelangen, der den bewussten Atem pflegt, weil sich nur auf diesem Wege die Lichtsamen aus der Luft gewinnen lassen, von denen die Erweiterung der Gehirnfunktionen abhängt. Die Wiedergeburt oder das „zweite Leben“ wird geschaffen aus Wasser und Geist oder durch die Lebenswasser der Keimdrüsen und den Atem oder Pneuma, sodass zur Atempflege eine gewissenhafte Geschlechtspflege hinzukommen muss. Nur der Wiedergeborene überwindet die angeborene Selbstsucht und gelangt zur wahren Religion oder Gottverbundenheit.
Für den Wiedergeborenen ist das ewige Leben keine Angelegenheit der Zukunft mehr, sondern es erfüllt für ihn die Gegenwart, in der es lediglich die Phase des irdischen Lebens durchläuft. Diesen Zustand zu erlangen, ist das Ziel, das der Zarathustrismus der Menschheit steckt, während alles andere, Essen und Trinken, Reichtum und Macht, Ehre und irdisches Glück nur Mittel sind auf dem Wege zum ewigen Glück, das uns wird, sobald wir das ewige Leben in uns erkennen.
Zarathustra nahm nicht für sich in Anspruch, eine neue, von ihm erfundene Lehre zu verkünden, sondern wünschte einfach, den Glauben der Väter an den alleinigen Gott Mazda (Mazda = der große, gute Gedanke/göttliche Intelligenz) wieder in die Erinnerung zu bringen und gab die dazu nötigen Anweisungen und praktischen Beispiele, ebenso wie auch der Heiland sich nicht anheischig machte, etwas völlig Neues darzubieten, sondern immer betonte, dass er zu den bestehenden Gesetzen und Normen nur Ergänzungen bringe, sie nur erfüllen oder voll wirksam machen wolle.
Wenn man alle Umstände und Verhältnisse in Betracht zieht, ist Zarathustra um 6900 v. Chr. (im Unterschied zu einem anderen Zarathustra, ca. 600 v. Chr., der in den Lexika erwähnt wird) in Rhaga, in der Nähe des heutigen Teheran geboren worden. Man feiert in der Familie Mazdas als seinen Gedenktag den 19. September. Obwohl der 19. September nicht der Tag der leiblichen Geburt Zarathustras ist, ist er doch sein Namenstag, der Tag seiner Wiedergeburt, seiner Bekehrung, der Tag, an dem er sich des inneren Lichtes und der leisen, sanften inneren Stimme bewusst wurde, der Tag, an dem er den Entschluss fasste, seinem Herrn Gott Mazda zu dienen, der Menschheit die Botschaft der Freiheit zu verkünden, sie zur Buße und Loslösung vom Irrtum aufzufordern und an Gesetz und Ordnung zu erinnern.
Gekürzte Fassung aus der Broschüre: Zarathustra – Leben, Lehre und Legende
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