Kräuterkunde: Wermut

Kommt ungebetener Besuch, den man schnell wieder loswerden möchte, dann sollte man nicht mit wohlschmeckendem Tee und feinem Gebäck aufwarten, denn wird der Besuch so verwöhnt und hat er erst einmal Platz genommen, dann wird man ihn nicht so schnell wieder los. Viel schneller geht das mit einer Tasse herrlich bitterem Wermuttee, ungesüßt versteht sich. Doch nun Spaß beiseite, denn den Wermut und seine heilsamen Wirkungen kann man gar nicht genug loben! Der typisch aromatisch-bittere Geschmack wirkt gerade im Herbst, wenn das Wetter feucht und kalt ist, wahre Wunder. Der Wermut reinigt das Blut und fördert den Blutumlauf. Daher wirkt eine Tasse Wermuttee oder ein Esslöffel Wermutwein wärmend und schützt vor Schnupfen, Husten und Heiserkeit, selbst wenn wieder einmal eine Grippewelle anrollt.

Bekannt ist der Wermut wegen seiner verdauungsfördernden Wirkung. Dabei wirkt er auf den Magen bei allgemeiner Schwäche und bei Mundgeruch, der seine Ursache im Magen hat. Eine wertvolle Anregung bietet der Wermut für Nieren, Leber und für die Regulation des Gallenflusses. Und wem die Last des Lebens „an die Nieren geht“, einmal eine „Laus über die Leber gelaufen“ oder „die Galle hochgekommen“ ist, dem verhilft der Wermut wieder zu mehr Frohsinn und Lebensfreude. Der alte Name „Wormet“ (von „Würmer“) weist auf die antiparasitäre Wirkung hin und auch diese „ungebetenen Gäste“ kann man mit Wermut in die Flucht schlagen.

Der berühmte Schweizer Kräuterpfarrer Johann Künzle berichtete schon vor 60 Jahren von folgendem Erfolg bei einer schweren Lungenentzündung: „Ein drei- bis vierjähriges Mädchen hatte Lungenentzündung mit Fieber bis gegen 40 Grad. Das Fieber blieb zehn Tage und ging dann in eine Art tuberkulöses Fieber über. Der Arzt hatte das Kind aufgegeben; stirbt es nicht an Fieber, stirbt es an der Lungenauszehrung. Erst da riet ich den Eltern den Wermuttee an, und zwar löffelweise alle halbe Stunde, und nach 14 Tagen war das Kind munter und hatte vierfachen Appetit und ist seither, seit zwei Jahren, gesund.“

Also, wer jetzt im Herbst keine Lust hat auf Trübsal blasen, Krankheit, Frust und Müdigkeit, der hält sich von schweren, unverdaulichen Speisen fern und isst am Abend nach 18 Uhr nichts mehr, um die Leber nicht zu belasten. Dann lässt die Leber auch den müden Menschen ruhig schlafen und weckt ihn nicht zwischen 1 und 3 Uhr nachts auf. Am Morgen trinkt man dann noch eine Tasse starken Wermuttee, dann erholt sich die Leber zusehends.

Dr. Hanish empfiehlt in den Mazdaznan-Gesundheitswinken zur Vorbeugung: „Um Erkältungen an kalten, nassen und nebeligen Tagen zu vermeiden, nimmt man früh nüchtern 1 Tasse heißen, starken Wermuttee und zum Frühstück etwas Früchte, Haferflocken oder Weizenkleie und 1 Esslöffel Agar-Agar; anschließend trinkt man 1 oder 2 Glas heißes Wasser mit 1 Prise Cayennepfeffer oder 2 Tassen heißen Kaffee. Man verzichtet auch auf grobe wollene gestrickte Strümpfe, weil die Kälte leicht in sie eindringt.“

Von Jens Trautwein.
Foto: Adobe Stock © Wolfilser

Zubereitungen

Wermuttee
Ein bis zwei Teelöffel (1 Esslöffel für starke Wirkung) Wermut mit einer Tasse kochendem Wasser überbrühen und zehn Minuten ziehen lassen. Nach dem Abseihen in kleinen Schlucken trinken.

Wermutwein
4 Esslöffel zerriebenen Wermut in 200 ml Branntwein 24 Stunden ziehen lassen, dann 1 Liter Weißwein hinzugeben und weitere 24 Stunden ziehen lassen. Nach dem Abseihen 1 bis 5 Mal täglich jeweils 1 Esslöffel einnehmen.

Heidelbergers Kräuterpulver
Auch im bekannten „Heidelbergers Kräuterpulver“ ist Wermut enthalten. Eine Messerspitze des Kräuterpulvers auf die Zunge legen und dort zergehen lassen. Bei Bedarf zehn Minuten später ein Glas heißes Wasser trinken.


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