Besser sehen und hören! (Teil 2)

Seh- und Hörstörungen sind lokale Symptome mit vielfältigen Ursachen. Ganzheitlich betrachtet spielen die Körperhaltung, der Zustand der Wirbelsäule, besonders der Halswirbelsäule (HWS) und die damit zusammenhängende Versorgung des Gehirns eine zentrale Rolle. Verspannungen und Ablagerungen in Schultern und Nacken erzeugen Spannungen im Gehirn und verhindern dort eine gute Durchblutung. Durch den Sauerstoffmangel entstehen Giftstoffe (z. B. Stickstoffmonoxid), die zum Absterben von Nervenzellen (z. B. des Sehnervs) führen. Durch mangelnden Abtransport von Stoffwechselschlacken kommt es zu Trübungen im Auge (z. B. Grauer Star).

Zur Verbesserung der Durchblutung und Lockerung können Atem- und Klopfübungen hilfreich sein. Während im ersten Teil dieser Reihe hauptsächlich die vielfältigen Ursachen beschrieben wurden, geht es hier vor allem um die Praxis. Aus ganzheitlicher Sicht macht es wenig Sinn, die Augen und Ohren getrennt vom restlichen Körper oder psychisch-emotionalen Faktoren zu betrachten. Daher geht es nun weiter mit einfachen, aber umso wirkungsvolleren Übungen für die Muskulatur, das Drüsensystem und die Wirbelsäule.

Beweglichkeit beseitigt Blockaden und Störungen

Als Erstes gilt es, die Beweglichkeit der ganzen Wirbelsäule wiederherzustellen. Dabei haben sich die einfachen Lockerungs- und Drüsenübungen bestens bewährt. Diese Übungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie entspannt, rhythmisch, konzentriert und locker ausgeführt werden. Durch Singen, Summen oder Pfeifen erzeugen wir innere, durch beschwingte Bewegungen äußere Schwingungen.

Die folgenden Übungen können zu irgendeinem Rhythmus oder irgendeiner Melodie durchgeführt werden. Besonders gut passen die Übungen zu dem Lied „Liebesquelle“, daher werden die Übungen auch die Liebesquelle-Übungen genannt.

Zur Kräftigung und Dehnung der Wirbelsäule oder wenn sogar schon Wirbelverlagerungen vorhanden sind, kann man Übungen für Fortgeschrittene, die sogenannten ägyptischen Übungen, machen.

Liebesquelle-Übungen zur Lockerung und Drüsenanregung

Armübungen

Durch Übungen der Arme wird die Schultermuskulatur gelockert, das Herz angeregt, die Koordination verbessert und die Schilddrüse stimuliert.

  • Arme schwingen: Die Arme werden im Rhythmus der Melodie vor dem Körper hin- und hergeschwungen und nach
    außen und nach innen gekreist.
  • Arme kreisen: Wie beim Schwimmen werden die Arme mal im Wechsel, mal gleichzeitig nach vorne und nach hinten
    seitlich am Körper gekreist.
  • Arme werfen: Die Arme werden senkrecht nach oben „geworfen“ und dann locker fallen gelassen. Zuerst abwechselnd, dann beide Arme zusammen. Ohne dass der Kopf dabei bewegt wird, folgen die Augen den Händen, um den Augenstellmuskel zu trainieren.

Schulterübungen

  • Schultern fallen lassen: Die Schultern werden erst nacheinander abwechselnd, dann gleichzeitig im Rhythmus der Melodie angezogen und dann locker fallen gelassen.
  • Schultern rollen: Die Schultern werden erst nach vorne, dann nach hinten gerollt. Die Arme hängen dabei locker neben dem Körper.

Rumpfübungen

Durch Verdrehen und Strecken der Wirbelsäule werden Ablagerungen und Verspannungen beseitigt. Die einzelnen Wirbel
erlangen ihre Beweglichkeit und natürliche Stellung zurück. Die austretenden Nervenbahnen werden entlastet und aktiviert und dadurch die Funktion der inneren Organe, insbesondere der Nieren und Nebennieren, verbessert.

  • Rumpf um die Körperachse drehen: Während man den Oberkörper nach links und rechts dreht, folgen die Arme der Bewegung und schwingen locker um den Körper.
  • Rumpf beugen: Wir verschränken die Arme vor dem Körper und legen die rechte Hand locker auf die linke Schulter
    und die linke Hand auf die rechte Schulter. In einer reinen Hüftbeugung ziehen wir mit den Ellenbogen den Oberkörper nach vorne, bis in die Waagerechte oder noch weiter, jedoch ohne die Knie zu beugen oder den Rücken rund zu machen. Die Übung kann im Sitzen oder Stehen gemacht werden.
  • Rumpf im Kreis drehen: Im Sitzen verschränken wir wie oben die Arme vor dem Körper und legen die rechte Hand locker auf die linke Schulter und die linke Hand auf die rechte Schulter. Nun ziehen die Ellenbogen den Oberkörper zuerst nach vorne, dann in einem großen Kreis nach rechts zur Seite, nach oben, auf der linken Seite wieder nach unten und nach vorne. Die Wirbelsäule bleibt während der ganzen Drehung gestreckt.

Beinübungen

Mangelnde Bewegung führt auch hier zu einer verminderten Durchblutung und zu Funktionsstörungen, besonders durch Verkürzungen oder Verklebungen der Muskeln und Bänder, durch Verstopfungen der Arterien und Venen im Leistenkanal und durch Beeinträchtigung der Nerven, die der Lendenwirbelsäule entspringen und die den Unterbauch, die Genitalregion und die Beine versorgen. Mit den Beinübungen können diese Probleme gelindert oder sogar beseitigt werden.

  • Bein schwingen: Auf einem, dann auf dem anderen Bein balancierend, schwingen wir das jeweils andere Bein locker aus der Hüfte vor und zurück.
  • Beine anziehen: Im Sitzen ziehen wir abwechselnd, mit den Händen unterstützend, die Knie nach oben, so weit wie möglich an den Brustkorb heran. Dann mit beiden Beinen gleichzeitig. Die Übung kann auch im Stehen gemacht werden, indem man auf und nieder locker in die Hocke und wieder in den Stand geht. Die Fersen bleiben in der Hocke möglichst am Boden. Wichtiger ist es, dass die Fersen am Boden bleiben, als dass man möglichst tief in die
    Hocke geht.
  • Beine kreuzen: Im Sitzen schlagen wir abwechselnd ein Bein über das andere, indem wir uns locker federnd mit den Fußballen abdrücken und das Knie strecken. Fortgeschrittene „schleudern“ schon fast die Beine in schnellem Tempo übereinander.
  • Fußbewegungen: Die Füße werden im Fußgelenk in beide Richtungen gedreht. Danach werden die Fußspitzen im Wechsel nach vorne gestreckt und nach oben angezogen.

Kopfübungen

Wichtig! Alle Übungen werden zuerst langsam, dann wenn möglich schneller, immer aber vollständig entspannt durchgeführt! Zur Vorbereitung dienen einige Übungen mit Armen und Schultern, die zur Lockerung der Schulter-Nacken-Muskulatur beitragen (siehe oben: Liebesquelle-Arm- und Schulterübungen).

Bei bereits bestehenden Schädigungen der Halswirbel durch Unfall oder Knocheneinbrüche geht man umso vorsichtiger an die Übungen heran. Ist man sich über eine Übung unklar oder entstehen Schmerzen, lässt man diese Übung beiseite oder hört sofort damit auf!

Singen oder Summen, also tiefes Ausatmen, hilft bei der Entspannung, erhöht die Zellvibration und befreit das Blut von CO2. Durch die erzeugten Tonschwingungen wird die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) erreicht und ihre normale Funktion gefördert. Dabei kann die Bewegung rhythmisch zur Melodie ganz künstlerisch ausgeführt werden. Kreuzt man die Arme bei den Kopfbewegungen hinter dem Rücken, indem man die Unterarme aneinander legt und die Ellenbogen hält, fällt das Entspannen des Nackens anfangs zwar etwas schwerer, dafür richtet sich die Wirbelsäule auf und der Nacken lässt sich leichter strecken.

Sollte es bei den Kopfbewegungen irgendwo krachen, knacken oder rauschen, besonders beim 5. oder 6. Halswirbel, so ist das ein Hinweis auf Versäuerung und dafür, dass sich schon Verkalkungen angesetzt haben. Höchste Zeit also, die Ernährung umzustellen und Entsäuerungskuren durchzuführen. Es ist dann besser, wir schenken bei den Mahlzeiten das Käsebrot unserem Nachbarn zur Linken und den Kaffee unserem Nachbarn zur Rechten, lassen auch alles Obst beiseite und nehmen als Frühstück nur 2 Tassen heißes Wasser je mit einer Prise Cayennepfeffer, was günstig auf die Leber und die Eingeweide wirkt. Dann können wir den Kopf bald schneller und weiter drehen, ohne dass unwillkommene Nebenerscheinungen auftreten.

Sollte es uns bei den Kopfbewegungen schwindelig werden oder sich eine Ohnmacht ankündigen, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass der Magen Beschwerden hat und sich ein altes Leberleiden meldet. Wir legen sofort die Hände fest an die Schläfen und hauchen kräftig durch den offenen Mund aus, während wir uns schnell hinsetzen. Ist der Schwindel nach einiger Zeit überwunden, fühlen wir, dass Magen und Leber bereits wieder besser arbeiten. Kommt der Schwindel immer wieder oder entsteht nach den Übungen vielleicht sogar Kopfweh, dann ist das ein Zeichen dafür, dass die Lendenwirbelsäule nicht in Ordnung ist. Wir machen dann morgens und abends heiße Aufschläge auf den unteren Teil der Wirbelsäule vom Steißbein bis zu den Nieren und reiben danach etwas Mentholcreme in die Haut ein, um einem übermäßigen Blutandrang zum Kopf hin vorzubeugen.

Haben wir einmal den Nacken von aller Steifheit und Spannung befreit, dann sollten wir darauf bedacht sein, den Hals bei jeder sich bietenden Gelegenheit, sei es beim Spiel oder bei der Arbeit, etwas zu bewegen, damit sich keine Verkalkungen mehr bilden können. Denn wenn es wieder zu Verkalkungen kommt, wird das Blut schwer und unsere Beweglichkeit nimmt ab. Dann kann uns das Gute und Bessere unseres Inneren nicht zum Bewusstsein kommen, sondern bleibt uns verschleiert und versinkt schließlich in die Tiefe des Herzens.

Aber nicht nur der Nacken, sondern der ganze Körper muss bei den Kopfbewegungen entspannt sein, damit er sich teilweise mitbewegt oder den Kopfbewegungen anpasst und mitschwingt. Dann findet nicht nur eine äußere, sondern zugleich auch eine innere Massage der Organe statt, durch die wir uns allmählich der harmonischen Verbundenheit aller Organe und Körperteile gewahr werden.

Die Bewegungen und Schwingungen regen den Hirnanhang und den ganzen unteren Teil des Gehirns an, wodurch in uns
das Entdeckerische und Erfinderische immer mehr zum Vorschein kommt, indem wir an jedem Gegenstand sofort erkennen, was daran verbessert werden kann. Allmählich werden wir uns auch der Verbindung zwischen Hirnanhang und Zirbeldrüse und damit des Gesinnes in der Zirbel bewusst.

Bauen wir die Kopfübungen in den Alltag ein, so lassen sich Verspannungen oft in Sekundenschnelle lösen. Haben sich bereits Ablagerungen gebildet und sind das Gehirn, das Sehen und Hören schon in Mitleidenschaft gezogen, müssen die Übungen täglich, eventuell mehrmals täglich, für mehrere Minuten durchgeführt werden. Die Durchwärmung und ein leichtes Kribbeln der Halswirbelsäule bis über den Hinterkopf sind ein Zeichen dafür, dass die Durchblutung und die Zellvibration verbessert wurden, sodass man die Übungen beenden kann. Mehrmals am Tag wenige Minuten zu üben, ist besser als einmal am Tag eine Stunde!

  • Kopf seitwärts werfen: Zunächst üben wir uns, den Kopf im Rhythmus der Melodie seitwärts nach links und rechts zu drehen und dann förmlich seitwärts zu werfen. Wir werfen ihn förmlich weg, als wollten wir ihn los sein, und zwar so weit rückwärts, wie wir nur können, aber ohne uns zu verspannen, damit sich alles lockert. Dabei suchen wir uns rückwärts im Hintergrund einen Blickpunkt, den wir gleicherweise von rechts und von links mit den Augen zu erreichen suchen.
    Je entspannter wir alles machen, umso feinere Schwingungen entstehen. Alles durchwärmt und belebt sich und ein feines Kribbeln oder Rieseln breitet sich bis über den Hinterkopf aus. Das kommt von der Belebung der 5. und 6. Halsnerven. Nach 5 bis 6 Minuten solcher Übungen kann sich das Gefühl einstellen, als drehe sich ein Karussell in uns und als wolle sich Schwindel einstellen. Das Gefühl verzieht sich aber bald wieder, weil es nur durch das Revibrieren der 5. und 6. Halsnerven hervorgerufen worden ist; dann sehen und hören wir klarer als zuvor und bald wird uns noch manches andere klarer werden. Der spirituell Veranlagte spürt diese Revibrierungsschwingungen deutlich. Der materiell Veranlagte fühlt nur etwas rascheren Blutumlauf im Kopf und beim intellektuell Veranlagten macht sich kein besonderes Gefühl bemerkbar. Bald sehen wir alles Gegenständliche klarer und hören die feinsten Töne besser. Wir werden aufmerksamer, beobachtender und schneller im Vergleichen, Abwägen und Entschließen. Genau das ist notwendig, wenn wir in unserer Entwicklung vorwärts kommen wollen.
    Da alle Halswirbel gründlich erschüttert werden, wirken die Schwingungen auch auf die Schilddrüse und verteilen sich durch deren Vermittlung über die seitlichen Gehirngruppen, sodass die Kalkulationsgabe und die mathematischen Fähigkeiten geweckt werden und wir im Rechnen und schließlich auch in der Beurteilung irgendwelcher Verhältnisse immer sicherer werden. Sind wir unsicher, ob sich eine Idee verwirklichen lässt, dann beweist das, dass wir Spannungen im Nacken haben und deshalb die Verbindung zwischen der Schilddrüse und ihren korrespondierenden Gehirnteilen gestört ist.
  • Kopf nicken: Bei dieser Übung fällt der Kopf ganz von selbst auf die Brust hinunter, wir führen ihn also nicht, sondern er fällt vermöge seines eigenen Gewichts. Noch besser ist es, wir lassen den Kopf, nachdem wir den Hals gestreckt haben, etwas links seitwärts auf die Brust hinunterfallen, der Rücken bleibt dabei gerade. Vielleicht gelingt uns das Nicken nicht gleich. Dann helfen wir von Zeit zu Zeit etwas nach, indem wir mit einer Hand den Kopf im Rhythmus der Melodie leicht hinunterdrücken, bis das Kinn die Brust berührt. Wir heben dann ganz von selbst die Brust hoch und dem Kinn entgegen. Von Tag zu Tag gelingt es uns besser und je entspannter es geschieht, umso eher merken wir, dass sich die Wirkungen auf die Brust und das Rückgrat entlang bis auf die Nebennieren übertragen, dass das Rückgrat gezogen und gestreckt wird und dass wir dadurch allmählich die Verkalkungen loswerden.
    Sobald die Verkalkungen gebrochen sind, befreien sich die Nerven, die sich nach dem Gehirn ziehen, und das Gehirn erwärmt sich und wird beweglicher, weil sich auch der Blutumlauf gebessert hat. Mit der Zeit erlangen wir die Kontrolle über die einzelnen Wirbel. Geradeso wie der Künstler, Musiker, Maler, Bildhauer oder Mechaniker sich in der Kontrolle über seine Finger übt, weil dann die Finger geradezu mitdenken, so braucht auch der Lebenskünstler Kontrolle über alle Teile des Rückgrates, durch das die Verbindung zwischen Herz und Zirbeldrüse zustande kommt, was für die Belebung der moralischen, ethischen und spirituellen Gehirnanlagen ausschlaggebend ist. Dann denken wir freier und selbstständiger; es kommen uns neue Gedankenwellen, die dem Zeitgeist gemäß sind, unser objektives Begriffsvermögen erweitern und uns mehr Klarheit verschaffen.
    Das Kopfnicken wirkt auf alle Muskeln und Organe im Bereich der Wirbelsäule. Die Nierengegend verstärkt sich mit der Zeit, das Rückgrat wird kräftiger und wir werden uns der aufrechten Haltung beim Gehen, Stehen und Sitzen bewusst. Das Rückenmark bildet den Stamm des ganzen Nervensystems; alle Nerven ziehen da entlang und verteilen sich nach unten. Wir können uns die Nerven gleich einem Baum vorstellen. Die Nerven in den Füßen ähneln den Wurzeln des Baums; von den Wurzeln aus gestalten sie sich dann wie ein Stamm und breiten die Zweige und die Krone aus.
    Wir dürfen also keine Verstauchungen, Verkürzungen oder Verlagerungen im Rückgrat aufkommen lassen, sondern sollten darauf bedacht sein, dass es locker, beweglich und dehnbar ist. Schon wenn wir vom Atlaswirbel aus mit dem Kopf nicken zur Bejahung oder den Kopf drehen oder schütteln zur Verneinung, entspannen wir uns und es werden Schwingungen im Gehirn ausgelöst, die unser Denkenswesen hinter der Stirn und unseren Gedankengang erweitern.
    Die Schwingungen, die durch die entspannten Kopfbewegungen entstehen, vereinigen sich mit den Schwingungen des Nerven- und des Blutlaufsystems und dadurch werden die Drüsen auf Parallellinien in Schwingung versetzt, sodass Beziehungen zwischen den Drüsen und dem Gehirn entstehen und die korrespondierenden Gehirnzellen rege werden. So erweitert sich das Denkenswesen und es werden uns neue Offenbarungen.
  • Kinn setzen: Das Kinn wird im Rhythmus der Melodie vorwärts und rückwärts gesetzt, so als wäre im Nacken eine
    Sprungfeder, die das automatisch besorgt. Wie auf einer Schiene wird das Kinn nach vorne und nach hinten geschoben. Es ist eine reine Halsbewegung, die übrige Wirbelsäule ist daran nicht beteiligt und wird weiterhin aufrecht gehalten. Machen wir das Kinnsetzen morgens für einige Minuten, dann fühlen wir uns nicht nur wohler und leichter, sondern machen auch unsere Schritte durch den Alltag viel sicherer. Auch Übelkeit und Schwindel während einer Fahrt oder einem Flug verschwinden, da der Atlaswirbel frei ist und der Kopf sich ohne Hemmungen drehen kann.
  • Kopf rollen: Jeden Morgen sollten wir schon während unserer allgemeinen Körperpflege den Kopf rollen. Wir geben
    ihm nur einen Schwung und dann bewegt er sich kraft seiner eigenen Schwere wenigstens für eine halbe Minute, bevor wir ihm einen weiteren Schwung geben. Wir drehen ihn also nicht vermittels der Muskeln, sondern ohne irgendeinen Kraftaufwand, damit er sich seiner Gelenkigkeit bewusst werde. Wir lassen ihn so lose, als läge er wie eine Kugel in einer Schale, die wir in drehende Bewegung versetzen, sodass die Kugel durch ihr eigenes Gewicht am Rande hinrollt.
    In solche Übungen müssen wir hineinwachsen, wir üben also erst langsam und vorsichtig, dann immer schneller. Üben wir ohne Entspannung, stattdessen aber mit Zwang und verbissen, dann ernten wir Rückschritt anstatt Fortschritt.
    Nach und nach erreichen wir, dass nicht nur die Halsmuskeln, sondern alle Muskeln im ganzen Körper frei und entspannt werden und dass sich beim Kopfrollen alle Muskeln im Körper mehr oder weniger mit bewegen. Dadurch vermehren wir die innere Massage und verbessern die Verbindungen zwischen allen Organen und Körperteilen.

Zurückrollen der Zunge

Wir lassen die Zungenspitze an der Gaumendecke entlang rückwärts gleiten, so als wollten wir sie verschlucken, und führen sie dann wieder vorwärts. Mit dieser Bewegung fahren wir im Rhythmus der Melodie fort und massieren auf diese Weise den Gaumen mit der Zungenspitze, aber ohne Spannung in der Zunge oder im Unterkiefer. Dabei singen, summen oder hauchen wir die Melodie aus oder folgen ihr nur in Gedanken. Das können wir in Verbindung mit anderen Bewegungen machen oder auch für sich allein außerhalb unseres gewöhnlichen Übens und ganz unauffällig auf der Straße, im Konzert, sogar im Gespräch mit anderen, während wir ihnen zuhören. Alsbald haben wir den Gaumen entlang ein angenehmes Gefühl, weil sanfte Schwingungen entstehen, die sich dem Hirnanhang übermitteln und von ihm aufgenommen werden, soweit er dafür empfänglich ist. Schon nach drei Minuten der Übung beginnt der Hirnanhang, zu vibrieren und seine Tätigkeit zu erweitern, sodass wir gar nicht anders können, als klarer und freier zu denken.

Von einem Übungstag zum andern denken wir weiter und tiefer. Jeden Tag werden wir uns erweiterter Schwingungen hinter der Stirn an Stellen bewusst, an denen wir früher noch nichts verspürten. Wir merken ein gewisses Dehnen und Strecken in den Zellen, ein Zeichen dafür, dass die Zellen besser durchblutet und von den Schwingungen erreicht werden. Die Übungen dienen also nicht nur dem besseren Hören und Sehen, sondern auch unserer allgemeinen Weiterentwicklung.

Durch die Übungen mit zurückgerollter Zunge wird auch die Stimme klarer, weil sich der Ton durch die Zungenstellung mehr nach oben, bei der gewöhnlichen Stellung der Zunge aber mehr nach unten zieht. Infolgedessen entstehen Schwingungen in einer Höhe, die den Hirnanhang in besonderer Weise anregen. Bei regelmäßiger Übung während der Morgentoilette weichen deshalb auch alle Verschleimungen im Hals und die Stimmbänder werden freier. Wir brauchen morgens nur 1½ Minuten auf das Zurückrollen der Zunge zu verwenden und aufmerksam auf den inneren Vorgang zu sein; das Übrige besorgt die Natur.

Das kleine Kind wird von der Natur angetrieben, die Zunge zurückzurollen und gegen den oberen Teil des Gaumens zu drücken, wobei das Kind gleichzeitig mit den Lippen schmatzt, als wollte es das Zahnfleisch verschlucken, während die Zunge daran entlangläuft. Ein gesundes Kind macht dabei lallende Geräusche, eine Art erste Singversuche. Durch das Lutschen und Saugen am Daumen, an Fingern oder am Schnuller massiert das Kind den oberen Teil des Gaumens, stimuliert so den Hirnanhang und fördert seine geistige Entwicklung. Das Lutschen und Saugen beruhigt das Kind. Etwas, was dem Massieren des Gaumens vermittels der zurückgerollten Zunge ähnelt, kommt zustande, wenn wir mit den Lippen
schmatzen und mit den Kiefern Kaubewegungen machen, wobei die Zunge am Gaumen entlang geht. Ältere Leute neigen dazu, beim Essen und Trinken zu schmatzen, wobei sie die Zunge förmlich melken. Die Natur treibt sie einfach an, etwas zu tun, was ihrem schwächer werdenden Gedächtnis nachhilft. Manche bewahren sich aber das gute Gedächtnis bis ins hohe Alter, weil sie von Natur aus die Zunge gern zurückrollen und so den Gaumen massieren.

Von Jens Trautwein.
Foto: Adobe Stock © buritora


Hier können Sie die DVD und CD „Übung macht den Meister“ bestellen.
Hier können Sie die Broschüre „Besser sehen und hören“ bestellen.