Die Adventszeit

Die Adventszeit ist da und erinnert uns daran, dass wir in einer Jahreszeit leben, in der wir große Erwartungen hegen dürfen. Es ist die Spanne der Vorbereitung, die heilige Tage des Lobes, der Anbetung und Offenbarung ankündigt. Alles hat seine Zeit, und jede Zeitspanne hat ihre Eigenart. Und so gibt es auch eine Zeit wie diese, in der jeder Mensch aufgerufen ist, sich vorzubereiten und die Dinge in Ordnung zu bringen, die einer Verbesserung bedürfen.

Die Erntezeit liegt hinter uns, und unsere Herzen und Gesinne sind noch voller Dank für das Empfangene; aber jetzt haben wir unsere Aufmerksamkeit zu richten auf Erneuerung, auf Erweiterung unserer Anstrengungen. Wir müssen ein neues Leben, ein Leben voller Energie beginnen. Gleich wie die Erde ihre Schätze den Menschen überreichlich zukommen ließ, so reichlich, dass nur ein Teil eingebracht werden konnte, ebenso müssen auch wir Früchte des Geistes hervorbringen, also neu geboren werden.

Wenn wir mit fortschreitenden Jahren nicht diese Wiedergeburt in uns und an uns erleben, dann blockieren wir den Fluss der Segnungen und verbleiben in den niederen Gefilden der Vollkommenheit. Das liegt aber nicht im Plan, genauso wenig wie es in den Absichten des Unendlichen liegt, Gedanken der Begrenzung und damit der Sünde zu hegen; denn Gott wünscht nicht den Tod des Sünders, sondern dass er lebe. Alle Begrenzungen müssen und werden fallen in dem Maße, wie der Mensch fortschreitet, und voran schreiten muss er, wenn er sich seiner selbst bewusst werden und seine Existenz durch alle Phasen der Vervollkommnung verewigen soll.

Der Frühling mahnt uns zur Reinigung unseres Körpers; der Sommer fordert uns auf zur Verbindung mit der Natur, zum Studium der in der Natur waltenden Kräfte, die auf einen Ertrag hinzielen; der Herbst regt unseren Einfallsreichtum an, damit wir die Erzeugnisse der Natur in rechter Weise lagern und vor Verfall bewahren; und so muss im Winter der Mensch sich das mit Jahresende Ablaufende noch einmal überschlagen und sich auf die kommenden Zeiten entsprechend vorbereiten. Er muss sich deshalb aller Möglichkeiten bedienen, deren er habhaft werden kann, um Herz und Gesinn zu kultivieren. Dazu braucht er Energie, Nerven und Kraft. Die Adventszeit soll die Menschen zu erneuten Bemühungen anspornen, damit auch wir in die vollkommene Gotteskindschaft hineingeboren sind, wenn die Sonne wieder ihre Aufgabe der Fruchtbarmachung der Erde übernimmt. Ja, darum müssen wir – von neuer Tatkraft, neuem Eifer, neuer Schaffenslust, neuer Regsamkeit beseelt – aus dem Geiste neu geboren sein, wiedergeboren in dem Bewusstsein, dass das Leben ewig währt und wir damit in einen Zustand der Verwirklichung kommen und nunmehr eins mit Gott, der Natur und uns selbst verkünden können, dass wir Erben und Miterben von Himmel und Erde sind. Ja, das Alte ist vergangen, siehe, ich mache alles neu!

Von Dr. Hanish. (Aus dem Englischen.)
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