Der Speisezettel - oder die Kunst, richtig zu wählen

Gar mancher redet über Ernährung und Diät wie ein Buch, weiß aber nicht, was für ihn selbst die richtige Diät ist. Deshalb erscheinen auch so viele Diätlehren, Diätbücher und Diätzeitschriften, in denen aber nur rein persönliche Ideen und Ansichten vertreten werden, die für die Allgemeinheit wertlos sind.

Es gibt nicht einmal zwei Blätter an einem Baum, die sich vollständig gleichen, und noch viel weniger zwei Menschen. Es ist also von vornherein unmöglich, allgemein verbindliche Speisezettel aufzustellen. Jeder einzelne kann sich aber mit gewissen Grundsätzen vertraut machen, kann aus Beobachtungen und Erfahrungen seine Schlüsse ziehen, kann sich selbst kennen lernen und sich schließlich von seiner eigenen Intelligenz führen lassen, wie ja auch das Tier in seiner Ernährungsweise von seinem Instinkt richtig geführt wird.

Wenn sich jeder einzelne bei jeder Mahlzeit immer wieder die Frage stellt: „Welche Bestandteile meiner Speisen werden in meinem Körper so umgewandelt, dass sie das Zellengewebe aufrechterhalten und das Zellengewebe fördern?“ und darüber ernstlich nachdenkt, so kommt er sehr rasch zu seiner richtigen Diät. Er beginnt ganz von selbst, die Grundregeln zu beachten, wonach sich dann alles andere von selbst ordnet. Sobald man die Grundregeln befolgt, ist die Diätlehre sehr einfach.

Solange man sich seines Temperamentes und Gesundheitszustandes noch nicht bewusst ist, kehrt man zur Nahrung der Kindheit zurück, fängt also an, Milch zu trinken. Da Milch bindet, muss man etwas Neutralisierendes hinzusetzen, also auf 1 Glas Milch 1 Esslöffel Mineralwasser, manchmal 1 Messerspitze Borax oder Meersalz. Dann bekommt die Milch jedem Temperament, dem materiellen, spirituellen und auch dem intellektuellen.

Erst wenn sich ernstliches Verlangen nach anderen Speisen einstellt, folgt man dem und wird finden, dass das Verlangen meist auf Grützen und Schleime von Weizen, Hafer, Gerste und dergleichen gerichtet ist, weil sie dem Magen nicht viel Arbeit machen. Nach und nach kommt es einem, dass man etwas Fruchtsaft wie Apfelsinensaft oder einen geriebenen Apfel und schließlich, dass man etwas Gemüse hinzunehmen soll. Dann nimmt man das Gemüse roh oder im eigenen Saft mit etwas Öl gedünstet, aber ohne Wasser zuzusetzen. Auch Obst kann man im eigenen Saft dämpfen. 1 Apfel und 1 Banane, im eigenen Saft gedämpft, tun jedem gut. Suppen lässt man ganz beiseite, bis man wohl und gesund ist, weil sie mit Wasser angesetzt werden.

Ist es einem inzwischen noch nicht klar geworden, wie man seinen Speisezettel wissenschaftlich erweitern könnte, lebt man am besten von grünem Salat und Haferflocken, bis einem ein erweiternder Gedanke kommt. Durch diesen einfachen Speisezettel scheidet man Säuren und Salze aus, die nicht in den Körper gehören, verbessert also in jedem Fall seinen Gesundheitszustand.

Je langsamer wir den Speisezettel erweitern, um so sicherer gehen wir. Es genügt schon, wenn wir eine Zeit lang zur ersten Mahlzeit, sei es das Frühstück oder das Mittagsmahl, nichts weiter als Salat, Haferflocken und Kleie und zur zweiten Mahlzeit Kleie, Haferflocken und Salat nehmen. Schon dieser unscheinbare Wechsel in der Reihenfolge wird uns gut tun. Danach kann man das Mengenverhältnis ändern und kann seinen Salat einmal aus 5 Salatblättern und 2 Gurkenscheiben und dann wieder aus 5 Gurkenscheiben und 2 Salatblättern bestehen lassen. Selbst solche kleinen Änderungen arbeiten sich zu einem anderen Erfolg aus; denn es handelt sich im Grund immer nur darum, Potenzen zu erzielen.

Um Potenzen zu erzielen, ist Abwechslung nötig, sowohl in den Nahrungsmitteln selbst, als auch in ihrer Zusammenstellung zu einer Mahlzeit. Als denkende Menschen werden wir doch nicht zeitlebens nur Schrotbrot und Sauermilch essen wollen. Wenn wir unser Gehirn ausbilden und uns geistig erweitern wollen, müssen wir auch die entsprechende Ernährungsweise innehalten, wozu auch Abwechslung gehört. Bei einförmiger Ernährung mag der Mensch wohlernährt aussehen; aber dabei entwickelt er sich nicht. Sein Sauerkraut, seine gekochten Kartoffeln und seine saure Suppe bekommen ihm; aber er bleibt dabei ein materieller Mensch.

Die Gegenwart und noch mehr die Zukunft verlangen aber vom Menschen Nerven- und Gehirnarbeit. Je mehr sich der Mensch geistig entwickelt, um so weniger Körnerfrüchte braucht er und um so mehr sollte er Gemüse bevorzugen. Je weiter er sich intellektuell und spirituell entwickeln will, um so weniger Obstfrüchte nimmt er und bescheidet sich mit zwei oder drei. Kann er aus anderen Gegenden eingeführtes Obst und Gemüse haben, dann befriedigt ihn schon wenig davon. Je größer die geistige Entwicklung, um so weniger braucht man vom Materiellen.

Haben wir einmal durch einfache und schlichte Mahlzeiten das Prinzip erkannt, dann fällt es uns sehr leicht, Speisezettel für reichere Mahlzeiten richtig aufzustellen, besonders wenn wir dabei planmäßig und wirtschaftlich zu Werke gehen. Ist z. B. Salat vorgesehen, so bereiten wir ihn zuerst. Was beim Putzen übrig bleibt, wird gereinigt und für eine Suppe oder Brühe verwendet. Macht man aus Gemüse eine Suppe oder Brühe, so gibt das übrig bleibende Gemüse ein feines Gericht, wenn man dem Gemüse einige Nüsse und Getreideflocken beifügt und alles zusammen bäckt oder in der Pfanne brät.

Wollen wir uns ein Rohkost-Mahl bereiten, in dem Gemüse, Körnerfrüchte und Nüsse die Hauptbestandteile sind, so können wir dazu den Saft von Ananas, Zitrone oder Apfelsine verwenden. Diese Säfte erhöhen den Wohlgeschmack und den Heilwert der Mahlzeit. Sind Obst, Körnerfrüchte und Nüsse vorgesehen, so kann der Saft von Knoblauch, Zwiebeln oder Rhabarber mit derselben Wirkung verwendet werden. Zu Obst verwendet man Gewürze, aber keine Küchenkräuter. Zu Nusscremen und Tunken kann man süße Sahne verwenden. Beerenfrüchte passen zu einer Obst- und auch zu einer Gemüse-Mahlzeit. Im übrigen soll aber zu derselben Mahlzeit nicht Obst und Gemüse gleichzeitig genommen werden.

Gemüse- und Obstsalate sollten immer aus rohem und frischem Gemüse und Früchten angerichtet werden. Nüsse können als Beigabe dienen. Rote und weiße Rüben, Karotten und dergleichen werden mit einer Reibe zerkleinert, nicht gehackt. Auch Äpfel und Birnen werden gerieben und können mit Apfelsinen- und Ananassaft oder einer Fruchttunke vermischt und mit ungesüßter Schlagsahne aufgetragen werden. Andere Früchte und Gemüse, die sich nicht auf dem Reibeisen zerkleinern lassen, werden fein geschnitten, nicht gehackt. Kopf- und Endiviensalat schneidet man mit einer Schere fein. Nur für gemischte Gerichte, die gebacken, gedünstet oder gebraten werden, wie Symposien (besondere Zusammenstellungen), schneidet man die Gemüse oder Früchte in kleine Stücke.

Konzentrierte Nahrungsmittel, wie Körnergerichte und Nüsse, verbindet man immer mit weniger nahrhaften, um den Organen die Ausscheidung zu erleichtern. Wird die Ausscheidung zu leicht oder zu locker, dann vermeidet man Obst und Gemüse und hält sich mehr an Körnerspeisen und Nüsse; verursacht der Stuhlgang sogar Schmerzen, so verwendet man etwas gebräuntes Mehl oder braune Mehltunke zu den Gerichten.

Mit Nüssen und öligen Speisen sei man auf alle Fälle sparsam und nehme sie immer nur in kleinen Mengen und mit anderen Speisen zusammen und nur, wenn man wirklich hungrig ist. Zuviel Nüsse und rohes Öl verursachen Hautausschläge, Wunden und Flechten, ebenso zuviel süße Früchte, Sahne, Butter, Käse und Eier.

Setzen wir Hülsenfrüchte oder Pilze auf unseren Speisezettel, so müssen wir bedenken, dass sie dazu da sind, einen erschöpften Körper wieder aufzubauen, nicht aber dazu, als regelmäßige Nahrung zu dienen. Nehmen wir sie an den Übergängen der Jahreszeiten oder nachdem wir aus gewissen Gründen eine Zeitlang ausschließlich von einer gewissen Obstfrucht oder von einem gewissen Gemüse gelebt haben, für 10 Tage als Übergang zu einer anderen Diät, dann sind sie von unschätzbarem Wert.

Führen wir aus gewissen Gründen eine reine Obst-Kost durch, so geben wir den süßen Früchten eine kleine Menge saure oder halbsaure bei. Entscheiden wir uns für eine reine Gemüse-Kost, so verwenden wir gleichzeitig etwas saure oder halbsaure Gemüsesäfte. Ziehen wir für eine gewisse Zeit eine Kost aus Körnerfrüchten vor, dann können wir die Körner sogar roh kauen und die Kinnladen tüchtig arbeiten lassen, verschlucken aber von dem zurückbleibenden Gewebe nicht mehr als den dritten Teil. Wollen wir zwischen Obst-, Gemüse- und Körnerfrucht-Mahlzeiten abwechseln, dann müssen wir beachten, dass die Körnerfrüchte Substanz schaffen und die Nüsse Wärme, während Obst und Gemüse ausscheidend wirken. Leben wir mehrere Tage nur von Körnerfrüchten und Gemüse und dann den gleichen Zeitraum von Körnerfrüchten und Obst, so kommt ein überladener Körper rasch in Ordnung.

Da uns meist eine gute Auswahl an Nahrungsmitteln zur Verfügung steht, machen wir oft den Speisezettel zu groß und lassen außer Acht, dass nicht alles miteinander harmoniert. Zu einer Mahlzeit nehmen wir nur ein Wurzelgemüse, weil sich zwei schon nicht mehr gut vertragen. Haben wir Knollen-Sellerie, dann nehmen wir nicht noch Schwarzwurzeln, auch nicht rote oder weiße Rüben. Kartoffeln, rote Rüben und Möhren gehen gerade noch zusammen; setzen wir aber noch ein Wurzelgemüse hinzu, dann verträgt der Körper das Vielerlei nicht. Wir können aber zwei über dem Boden gewachsene Gemüse hinzusetzen, roh, gedünstet oder gebacken. Haben wir Bohnen, dann gibt es keine Erbsen; wohl aber gehen Bohnen mit Kartoffeln zusammen. Spargeln und Erbsen passen nicht zusammen zu einer Mahlzeit, weil beide auf die Nieren wirken, so dass die Nieren sozusagen verwirrt werden und Beschwerden entstehen. Ebenso ist es mit Eiern und Käse, mit Eiern und Pilzen und mit Pilzen und Käse, die nicht zu einer Mahlzeit zusammengestellt werden dürfen.

Solange noch der eine oder andere Teil unseres Körpers schwach ist oder uns gar schon Beschwerden macht, muss unser Speisezettel darauf Rücksicht nehmen, damit der Zustand nicht in eine schleichende Krankheit ausartet.

Den Magen kann man anregen und kräftigen durch einen einfachen gemischten Salat mit einer aus Öl und Zitronensaft geschlagenen Tunke. Eine heiße Brühe, zu der man geröstete Brotwürfel, zerkleinerte Petersilie, ein wenig Knoblauch, ein geschlagenes rohes Ei und eine Prise Cayenne-Pfeffer mit kochend heißem Wasser übergießt und die man dann umrührt und mit Dankbarkeit im Herzen genießt, wird sich selbst bei erschöpftem Magen als ein Labsal erweisen.

Eine geschwollene Leber wird ihre Tätigkeit wieder aufnehmen, wenn wir ihr ein Gericht aus rohen geriebenen oder gebackenen roten Rüben anbieten oder einen gebackenen Apfel, eine Pampelmuse, Zwetschgen, Trauben, Brombeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren, Birnen, Pfirsiche, Apfelsinen oder Ananas.

Die Nieren kommen auf ihre Rechnung bei Knollen- oder Bleichsellerie, Petersilie, Spargel, Rhabarber, grünen Erbsen, Zucchetti (Zucchini), Avocado, Kaki oder Mango.

Die Blase reagiert auf Tomaten, Melonen, Gurken, Granatäpfel, Kirschen und Aprikosen.

Der Darm lässt sich günstig beeinflussen mit Loquat, Guava, Zitronen, Limonen oder Cherimoya.

Das Herz reagiert auf Kaktusfrüchte, Mango, Ananas, Holunderbeeren und Erdbeeren.

Auf das Blut wirken günstig Spinat, Sauerampfer, Wasserkresse, Grünkohl, Kopfsalat, Rhabarber, Zwiebeln, Knoblauch, Schnittlauch, Äpfel, Erdbeeren, Himbeeren und Stachelbeeren.

Den Nerven kommen zugute Bleichsellerie, Okraschote, Artischocke, Bleichsalat, Brüsseler Kohl, Blumenkohl, römischer Salat, Bambussprossen, Carageen-Moos, weiße Trauben, Papaya, Wacholderbeeren, Holunderblüten und Pinienkerne.

Von großer Bedeutung für den Speisezettel ist die Jahreszeit. Die Erde befolgt genau ihre Zeiten und legt uns zu ihrer Zeit die Kirschen bereit, dann die Pfirsiche, die Trauben, die Birnen und die Äpfel und ebenso planmäßig verfährt sie mit allen anderen Erzeugnissen. Danach richten wir uns in erster Linie und lassen die örtlichen Erzeugnisse, die jeweils an den Markt kommen, den Hauptbestandteil der Mahlzeiten bilden.

Der Frühling bietet uns an Spargel, Löwenzahn, Wasserkresse, grüne Zwiebeln, Radieschen, Pilze, Spinat und dergleichen mehr. Die notwendigen Ergänzungen sind Körnerfrüchte, Hülsenfrüchte und Nüsse.

Der Sommer bringt uns eine reiche Auswahl an Obst und Gemüse. Körnerfrüchte und Nüsse treten zurück gegenüber Grünmais und neuen Kartoffeln.

Der Herbst bietet uns eine Fülle von Gemüse und Obst, wovon wir das nicht Überwinternde bevorzugen. Körnergerichte nehmen wir sparsam und Nüsse nur als Anregungsmittel. Tee und Kaffee können wir daneben entbehren.

Im Winter stehen die Körnergerichte im Vordergrund und solche Gemüse und Obstfrüchte, die sich lange halten. Was im Treibhaus gezogen wird, sollte nur gelegentlich als Beilage verwendet werden.

Durch eine solche den Jahreszeiten gemäße Lebensweise werden wir manche altertümliche Idee fallen lassen, so dass wir gesund und fröhlich durch das ganze Jahr schreiten.

Aus der Fülle der Nahrungsmittel, die uns die Natur bereitet und zur Verfügung stellt, kann sich der Mensch kraft seines freien Willens und seiner freien Wahl das Seinige herausnehmen. Freier Wille und freie Wahl sind aber nicht gleichbedeutend mit Willkür, sondern verlangen Kenntnis und Befolgung der Gesetze, die für die menschliche Natur gelten, wenn die Ernährung förderlich und nicht hemmend oder gar schädlich wirken soll.

Deshalb muss sich auch jeder mit seinem Temperament oder seiner Gehirnveranlagung bekannt und vertraut machen und sich klar darüber werden, ob er zum materiellen, spirituellen oder intellektuellen Typ gehört, weil jeder Typ die seiner Grundlage entsprechende Ernährungsweise innehalten muss, wenn er nicht das körperliche und geistige Gleichgewicht verlieren will.

Bei materieller Grundlage steht folgendes im Vordergrund: Alle einheimischen Obstfrüchte, dagegen tropische und halbtropische nur zu Heilzwecken. Viel Salate. Rohe, gedünstete, gebackene, gebratene und gedämpfte Gemüse. Rohe und gekochte Körnerfrüchte. Ungetriebenes Brot aller Art. Milcherzeugnisse und Eierspeisen nach der Jahreszeit. Wal-, Erd- und Haselnüsse. Getränke nur vor den Mahlzeiten, aber nicht zu und nicht unmittelbar nach den Mahlzeiten.

Bei spiritueller Grundlage wählt man hauptsächlich Obst mit Samen, also meist halbtropisches Gemüse mehr als Salate und daneben auch gedünstete und gebackene Gemüse. Rohe Körnerfrüchte geflockt, gequetscht oder gemahlen. Etwas garer Käse mit Zitronensaft, der Jahreszeit entsprechend.

Bei intellektueller Grundlage bevorzugt man stein- und samenlose Tropenfrüchte. Salate, gebackene Gemüse. Mandeln, Pistazien, Pinienkerne. Nur wenig Milcherzeugnisse und Eier; doch sind Sahne und Butter gestattet. Schwarzer Tee und Kaffee, jedoch nur ausnahmsweise zu einer Mahlzeit.

Außer über seine materielle, spirituelle oder intellektuelle Grundlage muss sich auch jeder klar werden, ob sein Zustand magnetisch oder elektrisch ist.

Der stille und zurückhaltende Magnetische neigt zu Säurebildung und gibt das durch Magerkeit zu erkennen. Deshalb muss er immer darauf bedacht sein, Säure enthaltende oder Säure erzeugende Speisen von seinem Speisezettel zu streichen und an deren Stelle vorwiegend Gemüse treten zu lassen, die organische Salze enthalten. Dadurch beugt er der Gefahr vor, an Wassersucht, Gicht und dergleichen zu erkranken.

Der lebhafte und kräftige Elektrische neigt zu Ansammlung von Salzen und sein rasch zunehmendes Körpergewicht beweist das Übermaß an Salzen. Er beugt der Fettleibigkeit und allen daraus entspringenden Krankheiten vor, indem er alle gekochten und gedämpften Speisen meidet, Gebackenes nur gelegentlich, dagegen hauptsächlich Rohkost genießt und harte Brotrinden knabbert. Wer künstliche Zähne hat, reibt das harte Brot und nimmt davon nur soviel auf einmal, als er mit der angefeuchteten Fingerspitze aufnehmen kann. So isst er von selbst langsam und wenig und wird mit einigen Löffelchen voll zufriedengestellt. Schon nach 30 Tagen ist er das wässrige Fett los. Dann beginnt er sich neu aufzubauen mit Olivenöl und Brosamen. Verlangt er nach einer Erweiterung seines Speisezettels, dann muss das Gericht sehr gut, am besten zweimal gebacken sein. Man kratzt z. B. das Innere einer mehligen Kartoffel aus, bäckt es, bis es trocken ist, reibt es schließlich wie trockenes Brot, füllt das wieder in die ausgehöhlte Kartoffel und bäckt diese nochmals. Mit allem Wurzelgemüse kann man ähnlich verfahren.

Das öfter Essen am Tag ist nur für Kinder gut, nicht aber für Erwachsene. Die Säuglinge brauchen neun Mahlzeiten am Tag, die kleinen Kinder sieben, die reiferen fünf, die Erwachsenen bei körperlicher Arbeit drei, die Erwachsenen ohne körperliche Arbeit zwei und die Erwachsenen bei geistiger Arbeit nur eine Hauptmahlzeit am Tage. Bei geistiger Arbeit kann man aber tagsüber etwas Obst essen. Wer teils geistig, teils körperlich arbeitet, kann eine bescheidene zweite Mahlzeit halten. Nur wer schwer körperlich arbeitet, kann drei richtige Mahlzeiten vertragen. Will er aber vorwärts kommen und sich seine schwere Arbeit vermittels neu hervorgeholter Fähigkeiten erleichtern, dann muss er bei allen drei Mahlzeiten die schwer verdaulichen Speisen durch leicht verdauliche ersetzen. Ganz feste Regeln lassen sich aber nicht aufstellen, weil atmosphärische Einflüsse oder individuelle Bedürfnisse eintreten können, die zur Aufrechterhaltung der Positivität mehrere, wenn auch nur leichte Mahlzeiten nötig machen.

Die Zarathustrier hielten nur eine richtige Hauptmahlzeit in der Woche, die sie am Freitagabend gemeinsam einnahmen. An den übrigen Tagen nahm jeder seine Mahlzeiten still für sich ein. Der Hausverwalter richtete alle Speisen und stellte sie in die Speisekammer, die immer nach Norden lag, weil die fertigen Speisen nicht von der Sonne beschienen werden sollten. Von da holte sich jedes Familienmitglied das Seinige, brachte das Übrige wieder an seinen Platz und wusch sein Geschirr selbst ab. Nach der gemeinsamen Mahlzeit am Freitagabend gingen alle in die Versammlung, die bis elf Uhr, der Gedenkstunde für die Heiligen auf dem Erdenballe, dauerte.

Zu einer Mahlzeit genügen 3 Gerichte. Die allgemeine Regel ist, dass zum Frühstück als erstes Obstfrüchte genommen werden sollen, z.B. etwas Apfelmus mit einem schön gebackenen Pfannkuchen und dazu eine Tasse Kaffee mit ungesüßter Schlagsahne oder ein Viertel Avocado, 2 Esslöffel Weizenkleie, ein weichgekochtes Ei und etwas Tee oder Kaffee ohne Sahne, aber mit einem Esslöffel Agar-Agar.

Zu Mittag hat man dann einen schönen gemischten Salat, etwa aus Kopfsalat, dünnen Gurkenscheiben, 2 grünen Spargeln und 3 Radieschen, angemacht mit ein wenig Olivenöl und Limonen- oder Zitronensaft, oder Endivie, geschälte Tomaten und Wasserkresse. Dazu passt etwas Toast, eine Scheibe gesundes, geröstetes Brot oder Glutenbrot und eine Tasse Tee.

Das Abendmahl als die Hauptmahlzeit darf etwas reicher sein: ein kleiner gemischter Salat mit einigen Scheiben Avocado, angemacht mit einer Nussmehl-Tunke; eine Tasse Gemüsebrühe, für die aber keine Kartoffeln, keine weißen oder gelben Rüben und auch keine Erbsen verwendet wurden; ein oder zwei Zwiebäcke mit etwas Butter oder Sahne-Käse ergänzen die Gemüsebrühe zur Genüge; wenn nicht, dann vermischt man das zur Gemüsebrühe verwendete Gemüse mit feingeschnittenen Küchenkräutern und Zwiebeln, Salz und ein wenig rotem Pfeffer und macht Bratlinge daraus. Dazu passt etwas Quark und irgend ein Tee kann das Mahl abschließen.

Für die Gemüsebrühe nimmt man auf jede Tasse feingeschnittenes Gemüse 1 Esslöffel Öl, 1/2 Tasse destilliertes Wasser, 1 Lorbeerblatt, 1 Nelke, 1 oder 2 aufgeschnittene Zehen Knoblauch, dämpft das 40 Minuten in einem gut schließenden Topf*, seiht die Brühe ab, bringt sie wieder aufs Feuer und fügt entweder etwas Milch oder ein gut geschlagenes Ei hinzu. Den Zwieback nimmt man dann ohne Butter oder Käse.

Wer zu dick ist, sollte jedenfalls kein Frühstück nehmen und außerdem so wenig wie möglich trinken. Wer zu mager ist, nimmt das Frühstück am besten spät und das Abendmahl zeitig.

Befolgen wir eine bestimmte Diät für 6, 9 oder mehr Wochen und gehen wir gleichzeitig durch die rhythmischen Atemübungen der Mazdaznan-Atemkunde, dann wird sich nicht nur unsere körperliche Gesundheit verbessern, sondern die Gehirnzellen werden auch regsamer und dementsprechend unsere Gedankengänge weiter, höher und tiefer. Ist einmal unsere Gesundheit gesichert, dann folgen Fortschritt, Erfolg und Glückseligkeit von selbst, weil ein gesunder Körper das Gehirn mit Antriebskräften lädt, die Erfolg verbürgen.

Auszüge aus der Mazdaznan-Ernährungskunde/Kochbuch.
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