Mazdaznan-Ernährung: Altersstufen

Die Ernährungsfrage rückt immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses sowohl bei den Spezialisten als auch bei der breiten Öffentlichkeit. Es ist allmählich Klarheit darüber geworden, dass sie nicht nur für die Krankenküche richtig gelöst werden muss, sondern noch vordringlicher für die, die sich im allgemeinen noch einer guten Gesundheit erfreuen.

Sogar der Durchschnittsmensch fängt heute schon an, es zu begreifen, dass sein körperlicher und geistiger Zustand und die Entfaltung seiner Fähigkeiten, seiner moralischen und ethischen Eigenschaften und seiner Tatkraft zu einem großen Teil von den Speisen und Getränken abhängen, die er zu sich nimmt. Er begreift auch schon, dass von der wissenschaftlichen Zubereitung und Zusammenstellung der Speisen viel abhängt und dass der Mensch mit zunehmenden Jahren seine Ernährung ändern und für mehr Abwechslung sorgen muss, damit kein Stillstand in seiner Entwicklung eintritt.

Nach und nach wird es ihm klar werden, dass gewisse Altersstufen eine ihnen entsprechende Ernährungsweise fordern, die in bestimmten Speisen und Getränken zum Ausdruck kommt.

Schon die ganz kleinen Kinder wissen, was sie brauchen, und geben es auch zu erkennen, wenn man sie nicht zurückhält. Wenn sie nicht unter einseitiger Ernährung zu leiden haben, fällt ihnen auch alles leicht. Hat ein Kind schlechte Verdauung, so gibt man ihm Fencheltee. Dann fängt es an zu schwitzen, die Potenzen sammeln sich in der Bauchspeicheldrüse und in wenigen Minuten ist alles vorüber. Wo Muttermilch nicht verfügbar ist, kann man Ziegenmilch geben, die mit destilliertem Wasser verdünnt, mit etwas Honig gesüßt und mit ein wenig Borax leicht verdaulich gemacht wird.

Bis zum 2. Lebensjahr eigenen sich leichte Schleime, roh geriebene Äpfel, Apfelsinensaft mit Milch oder Sahne oder heißem destilliertem Wasser. Ein Kind, das bis zum 5. Lebensjahr täglich seinen Apfelsinensaft bekommt, hat nie etwas mit Krankheiten zu tun. Der Saft beugt vor und fördert zugleich die Entwicklung.

Vom 3. bis zum 8. Lebensjahr verlangt der Körper verschiedene Körnerfrüchte, eine größere Auswahl an Obstfrüchten und einiges Gemüse, meist solches, das über dem Erdboden wächst. Ab und zu ist auch ein weiches Ei erlaubt. Zur Knochenbildung braucht das Kind Süßes, auch Zucker (unraffinierter Zucker, kein weißer Zucker!) und Schokolade zur Anregung der Drüsen, ganz besonders die spirituell veranlagten Kinder. Ist das Obst nicht süß genug, dann muss man die Beikost etwas süßen. Verwendet man Zucker, so muss er zu Sirup verkocht werden, den man im Tee gibt. Alle Breie und Grützen sollten durchgeseiht werden. Dann würde es unter diesen Kindern keine Krankheiten geben. Man wechselt ab zwischen Hafer-, Gersten-, Weizen- und Maisschleim. Weizen und Hafer gibt man öfter, Gerste, Mais und auch Roggen seltener. Man macht auch Mischungen in diesem Verhältnis. Haben die Kinder allmählich kein Verlangen mehr nach Obst, dann darf man ihnen gebackene Gemüse geben. Etwas später verlangen sie Brot; man gibt ihnen verschiedene Brotarten, meist feines Weizenbrot, weil sie Stärkemehl brauchen. Weizenbrot bleibt die Grundlage.

Vom 9. bis zum 17. Lebensjahr muss das Menschenkind Gelegenheit bekommen, seine eigene Wahl zu treffen und sich sein eigenes Urteil zu bilden, weil die kritischen Jahre der Reife berücksichtigt werden müssen. Aber die Eltern und die Älteren sollen der Jugend mit Ratschlägen zu Hilfe kommen, die aus den Erfahrungen des Alters und dem Geiste wissenschaftlicher Erkenntnis geschöpft sind und der Jugend zeigen, wie sie den Anforderungen des jeweiligen Entwicklungsgrades und Temperamentes gerecht zu werden hat und dass sie sich nicht den Einflüssen der Umgebung ergeben darf. Für alle Jugendlichen gilt gleichermaßen, dass sie sich während der Zeit der Geschlechtsreife aller reizenden Nahrung völlig enthalten müssen, also ganz besonders aller tierischen Erzeugnisse, einschließlich Eier, Butter, Käse, Milch und Sahne. Zum Frühstück und zum Abendmahl können regelmäßig einheimische Obst- und auch Zitrusfrüchte genommen werden. Von Gemüse sind die Knollengewächse vorzuziehen; sie sind am zuträglichsten, wenn man sie roh reibt und als Salat genießt. Soweit die Gemüse nicht als Salat genommen werden können, sollten sie im Ofen trocken gebacken oder mit etwas Öl im eignen Saft, also gänzlich ohne Wasser, in einem gut schließenden Topf gedünstet werden. Gut dextrinierte Getreidegerichte, Brötchen, Teiggötter, Maisgerichte können reichlich genommen werden, auch geröstete Kartoffeln und hin und wieder ein leichtes Symposium. Auch Kräutertee darf reichlich getrunken werden.

Vom 18. bis zum 33. Lebensjahr braucht man mehr Salze und Öle, äußerlich und innerlich, damit sich die Keimdrüsen gut entwickeln und es ist abwechslungsreiche Ernährung nötig. Zum Frühstück dienen Obst und Getreidegerichte, wie Flocken, Toast, Teiggötter, Kräcker, Brotröllchen, Brotkrusten und Wasserback. 1 Ei am Tag ist gestattet, aber nicht mehr, auch etwas milder Käse verschiedener Art zur Abwechslung. Als Getränke sind Milch mit Saft von Zitrusfrüchten oder Beeren und frische oder eingemachte Fruchtsäfte als heiße oder kalte Limonaden vorzuziehen. Von Gemüse stehen Sellerie, Petersilie, Lauch, Schnittlauch, Rhabarber und Zwiebeln im Vordergrund.

Vom 34. bis 45. Lebensjahr dürfen der vorhergehenden Ernährungsweise mit Maß und Ziel hinzugesetzt werden: rohe Eier, Eierpunsch, gut vergorener Käse und Sahne. Unter den Obstfrüchten treten die sauren in den Hintergrund. Bei Gemüse sorge man für Abwechslung der gebackenen Gemüse; auch gedünstete Gemüse dürfen eingeschaltet werden. Kleinobst kann man häufig nehmen, hauptsächlich Heidelbeeren, Preiselbeeren, Himbeeren, schwarze, weiße und rote Johannisbeeren, wenn möglich, auch die verjüngenden Logan- oder Himalaya-Beeren. Man verwendet sie möglichst frisch und roh oder auch ausgepresst für Limonaden oder als Gelee. Aromatischer Kräutertee verdient den Vorzug vor Schwarztee und Kaffee.

Vom 46. bis 55. Lebensjahr sollte man zur ersten Mahlzeit des Tages tropische Früchte nehmen, wie Ananas, Cherimoyas, Guavas, Loquats, Mangos, Sapotas. Die gemischten Salate sollten abwechslungsreich sein und die Gemüse sollten völlig ohne Wasser zubereitet werden. Körnergerichte dürfen öfter, aber immer nur in sehr kleinen Mengen genommen werden. Im Vordergrund stehen reichlich rohe Zwiebeln, Knollen- und Stangensellerie, Petersilie, Artischocken, Endivie, Chicoree, Sauerampfer, Finocchi (Fenchel), Kürbis, Squash und roh geriebene Äpfel mit Sahne. Dagegen sollten saure Obstfrüchte und saure Gemüse ganz wegbleiben, ebenso Eier und Butter. Reifer Käse kann hin und wieder in kleinen Mengen verwendet werden. Schwarzer Tee und Kaffee sind gestattet, aber nur in sehr dünnen Aufgüssen. Vor dem Schlafengehen nimmt man regelmäßig eine kleine Tasse Kräutertee.

Vom 56. bis 58. Lebensjahr ist eine kritische Zeit. Die Elemente fließen nicht mehr so regelmäßig in die Blutbahn wie in jüngeren Jahren, wenn auch die graue Materie noch genügend mit Ätherstoffen versorgt werden mag. Wir fühlen uns im ganzen wohl; aber es ist besser, dass wir uns etwas vorbeugend ernähren, Mineralbäder nehmen, das Klima wechseln, Seereisen machen, Berge besteigen und den Speisezettel häufig ändern. Wir gebrauchen doppeltkohlensaures Natron oder Weinsteinpulver (...) häufig vor den Mahlzeiten und 1 oder 2 Holzkohletabletten wochen- oder monatelang nach den Mahlzeiten. Die Mahlzeiten seien klein und knapp, selbst wenn wir nach größeren Portionen Verlangen haben. Dagegen dürfen wir reichlich destilliertes Wasser trinken. Gegen Nieren-, Blasen- oder Leberschwäche halten wir uns an Sauermilch oder Molke und fügen jedem Glas 1 Teelöffel Kalkwasser bei. Wir machen regelmäßig Drüsenübungen, singen, beten, jauchzen und bekunden Interesse für alles, was das Leben wert macht, gelebt zu werden.

Nach dem 58. Lebensjahr müssen wir mit der Ernährung noch vorsichtiger werden, weil die Verdauungsorgane schon etwas schlaff geworden sind. Es muss deshalb etwas Reizendes oder Anregendes in den Speisezettel eingeschoben werden. Denn die aus der Apotheke bezogenen Mittel wirken nicht lange. Besser ist es, man nimmt nach der Mahlzeit 3 Tage lang eine halbe getrocknete Aprikose und zwei halbe getrocknete Pfirsiche und die nächsten 3 Tage umgekehrt zwei halbe Aprikosen und einen halben Pfirsich, je fein geschnitten; man hält sie so lange im Mund, bis sie mit dem Speichel vergangen sind. Jetzt kann man nicht mehr jeden Tag ein Ei vertragen; sonst wird man hartleibig.

Je älter man wird, um so regelmäßiger sollte man zum Frühstück eine halbe Apfelsine essen, zu Mittag wiedeum eine halbe Apfelsine und dann etwas Salat und Futtermehlbrot oder Futtermehlkuchen. Das hilft der Natur nach und befriedigt. Von Zeit zu Zeit erlaubt man sich eine südliche Frucht. Mit den Südfrüchten erhält man konservierte Sonnenstrahlen, die die Drüsen anregen, verfeinerte Ätherstoffe herzustellen.

Ältere Leute brauchen etwas mehr weißen Mohn, sollten 3 Tage im Monat Zimttee trinken und ihren Gemüsegerichten auf je 2 Tassen Gemüse 1 Nelke beifügen, die dann eine Potenz ausmacht, die sich durch kein Laboratoriumserzeugnis ersetzen lässt. Man isst die Nelke nicht mit, hat aber einen weitläufigen Geschmack davon und das genügt zur Herstellung von weiteren Potenzen im Körper-Laboratorium. Im Alter braucht man dies und jenes nicht mehr, achtet aber um so mehr auf die richtige Zubereitung, damit alles gut mundet und Vitamine entstehen, die die 12 biochemischen Salze aus den Speisen herausziehen und in Saline umwandeln. Alle Suppen und gekochten Speisen lässt man weg, auch das Obst, isst sehr wenig Grützen, sorgt aber für gute Abwechslung. Alles Gemüse muss gebacken werden. Alles Grünzeug hilft die Ausscheidung zu fördern. Je älter man wird, um so seltener und dünner wird der Kaffee.

Aus Mazdaznan-Ernährungskunde/Kochbuch von Dr. O. Z. A. Hanish/ Dr. O. Rauth.
Ausgewählt und bearbeitet von Jens Trautwein.
Foto: Adobe Stock © mast3r

Siehe auch Rezept: Säuglingsnahrung (nicht nur für Babys und Kinder).


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