Ehre dem Allerhöchsten,
Frieden auf Erden
Und den Menschen gleiche Berechtigung!
Warum wird im Texte nicht das Wort "Wohlwollen" gebraucht? Weil "Wohlwollen" nicht zur Genüge das ausdrückt, was dem griechischen Testament nach so viel ist wie "berechtigte Anerkennung". Dem griechischen Texte nach heißt es eigentlich auch nicht: "Ehre dem Allerhöchsten", sondern: "Berechtigte Anerkennung sei dem Höchsten, der über allem steht." Er ist allein berechtigt, weil er der Ursprung unsres materiellen Wesens und aller Natur ist. Die Natur, die uns umgibt, ist das Resultat aller Schöpfungswirkungen, und selbst da, wo die Natur das ihrige tut, aber nichts Neues mehr hervorbringen kann, sich erschöpft hat, muss der ewigwirkende Gedanke wieder auftauchen und sich ins Mittel legen für neue Erweiterungen.
Deshalb hat er sich in diesem Menschenkörper offenbar gemacht, nachdem sich Schöpfung und Evolution nur noch wiederholen konnten. Das weitere haben wir nun als die Träger des in uns verborgenen ewigwirkenden Gedankens zu besorgen, haben die in uns aufgesammelten Mächte und Kräfte der Schöpfungen und Evolutionen zu offenbaren und dadurch von Neuem zu beweisen, dass dem in uns wohnenden Schöpfergedanken keine Grenzen gesetzt werden können.
Wenn wir dann sagen: "Und den Menschen gleiche Berechtigung!", so anerkennen wir, dass ein jeder Mensch von Natur aus in der gleichen Weise begabt ist, dass wir niemand Widerwärtigkeiten in den Weg legen dürfen und dass jeder die freie Wahl haben muss, je nach seinen Talenten und Gaben und dem Grade seiner intelligenten Gewecktheit. Erst wenn wir uns gegenseitig beleuchten und ineinander abspiegeln, einander ins richtige Licht setzen, in einem jeden den Gottesfunken und die ewigwirkende Intelligenz zu erkennen suchen mit der Absicht, das in jedem Innewohnende an den Tag zu bringen, erst dann können wir als eine Gesamtheit, ein Volk, eine Menschheit unermüdlich schaffen, arbeiten, wirken und zu einem höheren Ziele gelangen.
Gott ist ein Zustand, dessen man sich gewahr werden muss und gewahr wird durch wachsende Erkenntnis. Da kann man doch nicht so mir nichts dir nichts sagen: "Gott ist etwas Unvorstellbares, was über uns allen steht und von uns erwartet, dass wir vor ihm die Knie beugen und Worte der Verehrung aussprechen." Was sollte das einem ewigwirkenden Gedanken nutzen? Durch Stammeln von Worten können wir ihm doch kein Jota hinzufügen! Erst wenn wir erkennen, dass Gott der ewigwirkende Gedanke ist und dass wir ihm gleichgestellt sind, können wir ihn anerkennen und ihm die rechte Ehre erweisen und zwar in dem Sinne, wie der griechische Text der Schrift es sagt: "Anerkennung sei dir; aber die gleiche Anerkennung sei auch dem Menschen, der friedlich gesinnt ist."
Nur wo Frieden unter den Menschen ist, kommt es zur Anerkennung der gleichen Berechtigung. Trotzdem fragt man noch: "Wann bricht eigentlich der nächste Krieg aus?" Ja, was fällt uns eigentlich ein! Wir brauchen doch keinen Krieg! Es war doch genug Krieg seither! Wir sollen uns erfreuen des Lebens und unsre Talente anbringen. Um einander totzuschlagen, dazu bedarf es doch keiner Talente und keiner Bildung! Sich gegenseitig zu vernichten, bringen doch die Wilden schon fertig!
So viel ist jedenfalls sicher: da man zu Lande und zu Wasser keine neuen Vernichtungsmittel mehr ausdenken kann, muss man, wenn man sich feindlich begegnen will, es in der Luft tun. Dieser Krieg wird stattfinden zu einer Zeit, da wir gar nicht an eine Gefahr denken, und wir werden erst davon erfahren, wenn alles vorüber ist. Er wird auch nicht Jahre, Monate, Wochen oder Tage dauern, sondern in wenigen Stunden ist alles abgemacht, und wir sind zu der Erkenntnis gelangt: wie wir zu Wasser und zu Lande machtlos wurden, so erweisen wir uns auch machtlos in der Luft. Es ist keine Zeit mehr für Kriege.
Wir leben in einer Übergangsperiode, von der aus wir das neue Zeitalter, die neue Dispensation betreten, wo für Zerstörungsgedanken kein Raum mehr ist. Daher kommen für uns von jetzt an nur aufbauende Pläne und Ideen in Betracht. Aber wir müssen die gegenwärtige Periode durchmachen, um als entwickelte Menschen von der Aufgabe überzeugt zu werden, die wir hier vor uns haben. Je mehr wir uns abzweigen und freimachen von den alten Ideen und schließlich meinungs- und ideenfrei werden, umso eher wird uns der durchdringende, aufbauende, ewigwirkende Gedanke Gottes bewusst und schließlich können wir auch immer mehr voraussehen, was uns die Zukunft in den Schoß legen muss. Was einem wird als einem Individuum, wird uns schließlich sozial als einem ganzen Volke und am Ende sogar einer ganzen Welt.
Das sich immer mehr klar zu machen, bezweckt die Weihnachtszeit. Aber man hat sich auch hier verlaufen. Anstatt sich mit der Natur mehr zu vereinigen und sich die Möglichkeiten des menschlichen Wesens klar zu machen, hat man sich in das Zeremonialwesen verirrt und suchte die Persönlichkeit aufrechtzuerhalten statt dessen, wofür die Person steht. Anstatt die Pläne des Heilandes durchzuführen, verehrte man ihn als eine Person, wodurch nichts Gutes zustande kommen konnte. Darin liegt die höchste und größte Verehrung des Heilandes, dass man den von ihm offenbarten Plan, die frohe Botschaft eines Evangelions, anerkennt und den gleichen Weg betritt, der uns in den Evangelien klar gelegt wird.
Das aber ist die Botschaft eines Chrystos: dass wir eins sind mit Gott, dass wir aus Gott, durch Gott und mit Gott sind. Denn der Mensch beweist dadurch, dass er nicht nur objektiv in allen Richtungen, sondern auch abstrakt bis in die Unendlichkeit hinaus denken kann, dass er etwas Erhabeneres in sich trägt als das Tier, dass er etwas Erhabeneres, ja das denkbar Erhabenste ist.
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