Gelb wie die Sonne – luftig wie der Atem
Wenn es einen Preis für besondere Widerstandskraft und Hartnäckigkeit für Pflanzen geben würde, dann würde der Löwenzahn wohl auf den vorderen Plätzen landen. Sobald im Frühjahr die Tage wieder länger werden, beginnt der Löwenzahn, sich jeden nur erdenklichen Lebensraum zu erobern. Wir wundern uns, wie sich die Pflanze in den kleinsten Ritzen zwischen Pflastersteinen überhaupt mit den nötigen Nährstoffen versorgen kann.
Zugegeben, bei den meisten Menschen sorgt dieses Kraut erst mal für Ärger, denn den Löwenzahn aus dem Pflaster zu beseitigen, ist mehr als mühsam. Auch Anhänger von schön gepflegtem Rasen stöhnen über seine Hartnäckigkeit und verbringen Stunden damit, ihm den Garaus zu machen.
Auch wir gehen dem Löwenzahn mit dem Messer an den Kragen, allerdings mit großer Dankbarkeit und Bewunderung, um uns aus den Blättern, Blüten oder Wurzeln einen gesunden Salat, Smoothie, Saft oder Tee herzustellen. Dabei achten wir natürlich darauf, dass wir Kräuter meiden, die am Wegesrand als Hundetoilette benutzt werden oder an Rändern von Feldern stehen, wo Spritzmittel zum Einsatz kommen!
Der Löwenzahn enthält viele Bitterstoffe, die die Leber- und Gallentätigkeit fördern und stärken. Da die Leber das Zentralorgan der Verdauungsorgane ist, wird auch der gesamte Verdauungsvorgang unterstützt, also auch Magen, Bauchspeicheldrüse, Galle, Dünn- und Dickdarm. Die Unterstützung der Leber als wichtiges Organ des Immunsystems und zur Blutreinigung macht den Löwenzahn zu einem wirksamen Blutreinigungs- und Entgiftungskraut.
Der Löwenzahnwurzel verdankt die Pflanze ihre Widerstandskraft; sie wurde daher früher als Zauberkraut verehrt. Tief in der Erde verankert, versorgt sie die Pflanze mit allen wichtigen Nährstoffen. Wir können die Wurzel einfach gründlich kauen oder sie kleingeschnitten zum Salat essen. Außerdem kann man sich einen Tee oder Kaffeeersatz herstellen.
Löwenzahn wirkt harntreibend, regt also auch den Nieren-Blasen-Bereich an, ohne, wie bei harntreibenden Medikamenten oft üblich, den Körper zu entmineralisieren. Im Gegenteil, Löwenzahn enthält viele wichtige Mineralstoffe, insbesondere Kalium.
Die reinigende Wirkung des Löwenzahns wirkt sich sogar bis auf die Haut aus, sodass Pickel, Ausschläge und Flechten allmählich verschwinden, wenn der Darm und das Blut gereinigt werden und die Nieren wieder richtig arbeiten. Hornhaut und Warzen behandelt man täglich mehrmals äußerlich mit dem weißen Saft aus dem Stängel der Blüte.
Sind die Körpersäfte rein, dann sind auch die Augen klar! Der Kräuterpfarrer Künzle empfiehlt neben der innerlichen Anwendung, den weißlichen Saft des Stängels einfach in die Augen zu träufeln. Selbstverständlich kann man die beschriebenen guten Wirkungen nur erwarten, wenn man den Löwenzahn kurmäßig täglich oder sogar mehrmals täglich zu sich nimmt. Dabei hat man eine große Vielfalt an Zubereitungsmöglichkeiten, wovon hier („Rezepte mit Löwenzahn″) nur einige genannt werden sollen.
Von Jens Trautwein.
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