Zählen Sie auch zu den Menschen, die ständig ihren Schlüssel oder die Brille suchen? Oder zu jenen, denen der Name eines alten Freundes nicht mehr einfällt? Oder stehen Sie manchmal plötzlich mitten im Zimmer und fragen sich, was Sie eigentlich gerade machen wollten? Oder gehören Sie zu denen, die während des Redens in jedem Satz drei Mal „Äh“ sagen? Alltägliche Situationen, die uns allen schon mehr oder weniger häufig vorgekommen sind. Nach einer möglichen Definition könnte es sich sogar um die Demenzerkrankung Alzheimer im Frühstadium handeln, die mit „zufälliger Vergesslichkeit“ beginnt. Ganz sicher ist aber, dass solche Formen von Gedächtnis- oder Konzentrationsstörungen eine Ursache haben: Sauerstoffmangel!
Wäre das Atmen eine Glaubens- oder Bekenntnisangelegenheit, so würde es an Dogmen über das Atmen nicht fehlen und Atemgemeinden wären wie ein dichtes Netz über die ganze Erde verbreitet. Da es sich aber dabei um eine wissenschaftliche und tatsächlich auszuübende Sache handelt, wenden sich nur die selbständigen Denker diesem für den wirklichen Fortschritt ausschlaggebenden Gegenstand zu und von diesen selbständigen Denkern gibt es noch sehr wenige. Die Statistiker haben berechnet, dass bei den Kulturvölkern nur 2 Prozent (Prozentangaben von 1934, ob sich da bis heute etwas wesentlich geändert hat?) der Menschen selbständige Denker sind, die einen wirklich freien, selbständigen Gedankenlauf haben. Die übrigen 98 Prozent sind des eigenen, selbständigen Denkens unfähig und stützen sich mit allen ihren Kenntnissen nur auf ihr Gedächtnis und selbst diese Kenntnisse sind nur oberflächlicher Art, entstammen nicht ihrem eigenen Forschen, sondern beruhen auf gesprochenen oder geschriebenen Mitteilungen anderer.
Wer meint, er wisse schon alles, hat von Natur aus eine gut arbeitende Lunge, ist deshalb anderen in vielen Dingen voraus, bemerkt aber nicht, dass er ihnen in vielen anderen Dingen nachsteht. Deshalb gibt er auch nichts darum, sich zum Atmen zu erziehen. Aber auch die Stimme eines großen Sängers verlangt Übung und Pflege, wenn sie Nutzen bringen soll. Pflege und Übung können sogar eine schwache und unsichere Stimme stärken und festigen und ihr Lieblichkeit verleihen.
Die Pflege und Übung des Atems kommt nicht nur der Stimme zugute, sondern weckt auch schlummernde Gehirnzellen und erweitert dadurch das Denkenswesen. Denn Lunge und Gehirn stehen in Wechselbeziehung zueinander. Je besser die Lunge die eingeatmeten Elemente umwandelt, umso regsamer und leistungsfähiger wird das Gehirn. Ist die Lunge schwach oder dehnt sie sich ungenügend aus, so erhalten die Gehirnzellen zu wenig Anregung und leisten dementsprechend wenig. Ist aber die Lunge mit allen Gehirngruppen harmonisch verbunden, dann entspringt dem Gehirn der zur gegenwärtigen Zeit bestmögliche Gedanke, der uns Nutzen bringt.
Die Grundlage der körperlichen wie der geistigen Entwicklung bildet die bewusste Atmung.
Die Nachteile der Kohlensäure für die körperliche Gesundheit des Menschen sind weitgehend bekannt. Die Kohlensäure ist ein Gift und kohlensäurehaltige Luft einzuatmen, ist für den Menschen sehr schädlich. Es wird uns aber nicht genügend mitgeteilt, auf welche Weise wir uns vor den schädlichen Einflüssen der Kohlensäure und anderer giftiger Gase, die wir im täglichen Leben einatmen, schützen können und welchen Nutzen wir von regelmäßigen Atemübungen haben.
Die Pflege des individuellen Atems und die naturgemäße Ernährung legen den Grund für die Weiterentwicklung des Gehirns. Denn der Mensch vereinigt in sich eine endlose Reihe von Intelligenzen ätherischer Natur und eine endlose Reihe von Elementarien atomistischer Natur. Die einzelnen Posten beider Reihen sind unaufzählbar; aber jeder einzelne Posten ist notwendig, damit der Mensch die ihm von Natur aus zukommende Aufgabe vollziehen kann. Deshalb muss er beiden Richtungen seine Aufmerksamkeit schenken, damit ihm das Dasein auf Grund der Naturgesetze möglichst lange sichergestellt und zugleich nach den Prinzipien der ewigwirkenden Intelligenz immer vollkommener gestaltet werde. Zwei einfache alltägliche Betätigungen setzen ihn also instand, beiden Richtungen gerecht zu werden: Atmung und Ernährung.